Die Konjunkturauguren der Banken-Gruppe prognostizieren für 2022 in der Schweiz ein Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) um 2,5 Prozent, wie sie am Mittwoch in einer Online-Medienkonferenz bekannt gaben. Damit würde sich das Wachstum der hiesigen Wirtschaft im Vergleich zu 2021 verlangsamen, für das ein Plus von 3,5 Prozent geschätzt wird.
Mit diesen Zahlen halten die Raiffeisen-Ökonomen an ihren bisherigen Prognosen von Anfang Dezember fest, obwohl die Omikron-Welle damals noch nicht im heutigen Ausmass absehbar war.
Die Schweizer Wirtschaft würde somit also auch im neuen Jahr überdurchschnittlich wachsen. Selbst bei einem explosionsartigen Anstieg der Infektionen sowie einer noch nie dagewesenen Anzahl Quarantänefälle veranschlagen die Raiffeisen-Ökonomen den maximalen Arbeitsausfall auf umgerechnet 0,3 Prozent des Jahres-BIP.
«Das ist zwar mehr als aufgrund des Shutdowns im März 2020, doch dauerte dieser länger als die prognostizierte(n) Quarantänespitzenwoche(n)», erklärte Chefökonom Martin Neff: «Das sind durchaus auch gute Neuigkeiten für die KMU, die vom Shutdown 2020 arg gebeutelt wurden.»
Nach einem holprigen Jahresstart sollte die Schweizer Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf wieder auf den Potenzialwachstumspfad zurückfinden. «Die Coronadelle konnte in der Schweiz erstaunlich schnell ausgebügelt werden», hiess es.
Die umfangreichen staatlichen Auffangmassnahmen, darunter hauptsächlich die Kurzarbeitsentschädigung, die Coronakredite und die Härtefallhilfen hätten eine Pleitewelle und massive Arbeitsplatzverluste verhindert. Die Arbeitslosenquote sei mittlerweile nahezu auf den Vorkrisenstand zurückgegangen. Für das Gesamtjahr 2022 rechnet Neff mit einer Arbeitslosenquote von 2,3 Prozent nach 3,0 Prozent im 2021
Damit befindet sich die Schweizer Wirtschaft nach Einschätzung der Raiffeisen-Ökonomen, ungeachtet der noch nicht einmal beendeten Pandemie, bereits wieder in einer reifen Phase.
Nach dem Abebben der aktuellen Omikron-Welle orten die Raiffeisen-Ökonomen vor allem bei den während der ganzen Pandemie stark gebeutelten personennahen Dienstleistungsbranchen weiteres Aufholpotenzial. «Die Inflation bleibt dabei in der Schweiz im Zaum, auch wegen eines unverändert zur Stärke neigenden Schweizer Frankens», hiess es.
Die Teuerung dürfte zwar auf 1,5 Prozent klettern nach 0,6 Prozent im Vorjahr. Dies sei aber im internationalen Vergleich nach wie vor ein äusserst verhaltenes Niveau.
Angesichts der hochschiessenden Inflation könnten die Notenbanken ihre ultralockere Geldpolitik nicht mehr aufrechterhalten. In den USA dürften daher die Zinsen im laufenden Jahr dreimal angehoben werden. Die EZB könnte Anfang 2023 eine erste Zinsrunde einläuten.
«Damit würde sich auch der Bewegungsspielraum der Schweizerischen Nationalbank vergrössern, zumindest eine Abkehr von den Negativzinsen einzuleiten. Dies dürfte aber sicherlich erst 2023 eintreffen», äusserte sich Neff.
(SDA)