Am Ende wurde der Druck doch zu gross. Am Montag nahm Boeing-CEO Dennis Muilenburg (55) den Hut. Doch nun ist bekannt: Seinen Abgang wird er verschmerzen können. Zumindest finanziell. Denn Boeing könnte ihn für sein Horror-Jahr sogar noch mit einem «goldenen Fallschirm» von 39 Millionen Dollar entlöhnen. Dies berichtet «ABC News».
Die Kritik am Manager war nach dem Debakel um die neue 737-Max-Maschine immer grösser geworden. Der Flugzeugbauer steht im Verdacht, den Flieger überstürzt auf den Markt gebracht zu haben. Bei zwei Abstürzen der Unglücksmaschine waren insgesamt 346 Menschen gestorben.
270 Mal mehr als Familien der Opfer
Gemäss Quellen aus dem Unternehmen kriegt der abgetretene Boss die Kohle in bar und in Aktien. Derweil müssen sich die Familien der Absturzopfer mit einer Abfindung von 144'500 US-Dollar begnügen. Muilenburg sahnt also fast 270 Mal mehr ab als die Familien der Opfer. Immerhin: Ein zweiter 50-Millionen-Dollar-Fonds soll ebenfalls «auf die Bedürfnisse der Familien und der Gemeinschaft der von den Tragödien Betroffenen» eingehen.
Derweil sind bei der Untersuchung der 737-Max-Pleite weitere brisante Details ans Tageslicht gekommen. Ein Ausschuss des Repräsentantenhauses kümmert sich um die Ermittlung. Neue Unterlagen geben laut einer Sprecherin ein «sehr verstörendes Bild» von Boeing ab. So hätten mehrere Boeing-Mitarbeiter Sicherheitsbedenken bezüglich des 737-Max geäussert. Doch niemand beachtete diese.
Sicherheitsmängel machten Probleme
Allen voran der frühere technische Chefpilot Mark Forkner. Er stand bereits im Oktober im Zentrum einer E-Mail-Affäre, die das Verhältnis zwischen der Bundesluftfahrt-Behörde der Vereinigten Staaten und Boeing stark belastete. Bereits 2016 sei dieser nach Simulator-Tests skeptisch gewesen, ob die Sicherheit tatsächlich gewährleistet war.
Im Zentrum der Krise steht das für die 737 Max entwickelte Steuerungsprogramm MCAS, das laut Untersuchungsberichten eine entscheidende Rolle bei den Abstürzen gespielt hat. Boeing hatte bereits nach dem Unglück in Indonesien versprochen, die MCAS-Probleme per Software-Update zu beheben. Wenig später kam es zum Absturz in Äthiopien. Die Probleme sind bis heute nicht behoben. (bro)