Fritz Kaiser (54) aus Mauren in Liechtenstein macht aus der Not der Banken eine Tugend – und weltweit Schlagzeilen: Er will US–Amerikaner bei der freiwilligen Offenlegung ihrer nicht versteuerten Vermögen beraten. Amerikaner haben 30 bis 50 Milliarden Dollar bei Schweizer Banken vor dem Fiskus versteckt. Der Steuerstreit der UBS mit der US–Steuerbehörde IRS sorgt nun dafür, dass die Geldhäuser diese Kunden loswerden wollen.
Monatelang verhandelte Kaiser mit dem IRS. Jetzt verfügt er über die nötigen Bewilligungen, um US–Kunden in der Schweiz korrekt betreuen zu dürfen. Beim IRS sitzt eine Kontaktperson. Bei ihr können sich von Kaiser betreute US–Kunden melden. Und die zur Gruppe Kaiser Ritter Partner gehörende Privatbank AG steht bereit, ihre Gelder zu verwalten.
«Die Reaktionen auf dieses Dienstleistungsangebot waren überwältigend», sagt Kaiser. Unter anderen gratulierte ihm Jeffrey Owens, der Steuerverantwortliche der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), per E-Mail. Schweizer Banker hätten ihm für seinen Mut Respekt gezollt. Potenzielle US-Kunden meldeten sich, um beraten zu werden. Mehr als 50 sind es bereits.
Schon 2004 bezeichnete Kaiser das Bankengeschäft mit nicht versteuertem Kapital als Auslaufmodell. Damals habe das zu Irritation und Naserümpfen geführt. «Dabei waren sich bereits viele Banker bewusst, dass für ein nachhaltiges Geschäft Steuerkonformität langfristig notwendig sein wird», sagt Kaiser heute. «Aber keiner wollte auf die Verwaltung steuerhinterzogener Gelder verzichten, weil keiner wusste, wie er das Problem lösen sollte.»
Kaiser spricht mit seinen Kunden darüber, ob ihre Situation überdacht werden muss. Seine Devise: «Nur wer sein Vermögen steuerkonform anlegt, sichert es langfristig.» Und wer das nicht tue, gehe ein grosses Risiko ein: «Eine Familie etwa setzt ihren Ruf und ihr Vermögen aufs Spiel.» Das gelte nicht nur für Amerikaner, sondern auch für Europäer.
Kaiser machte seine ersten Karriereschritte bei der Liechtensteiner Treuhänderlegende Peter Ritter (71). 2006 fusionierten die beiden ihre Firmen. Heute betreut die Gruppe mit 300 Angestellten mehr als 28 Milliarden Franken an Kundenvermögen. In Zollikon ZH wurde eine Gesellschaft für das US-Geschäft gegründet.
Kaiser pendelt zwischen Vaduz und dem Luganersee. Der Vater von vier Kindern ist zum zweiten Mal verheiratet und sammelt zeitgenössische chinesische Kunst. Begeistern liess er sich von der Sammlung des Unternehmers Uli Sigg, Ex-Botschafter der Schweiz in China.