Trendwende bei der Nachfrage
Rätsel um die Tausendernote

Erstmals seit Jahrzehnten verliert die Schweizer Tausendernote wieder an Beliebtheit. Warum? Das ist die grosse Frage. Denn gerade in Zeiten von Negativzinsen sollte das Horten von Bargeld eigentlich gefragt sein.
Publiziert: 01.09.2019 um 14:09 Uhr
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Aktualisiert: 01.09.2019 um 16:42 Uhr
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Im März hat die SNB die neue Tausendernote präsentiert, seither ist sie im Umlauf.
Foto: SNB

Die Tausendernote ist sehr beliebt. Das gilt umso mehr seit der Finanzkrise. In den letzten zehn Jahren hat sich die Menge der Tausender im Umlauf verdoppelt. Sie werden selten zum Zahlen, häufiger als Wertaufbewahrung genutzt, wie Studien zeigen, auch zum Zweck der Steuerhinterziehung.

Für eine weiter steigende Beliebtheit spricht die anhaltende Negativzinsphase. Denn bereits werden reiche Kunden bei mehreren Banken für grosse Bargeldbestände mit negativen Zinsen bestraft. Ein Tresor mit Tausendern ist in diesem Fall günstiger.

Weniger statt mehr

Doch jetzt zeigen neue Daten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) genau das Gegenteil, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Während den ersten sechs Monaten war die Zahl der Tausendernoten rückläufig. Das gab es seit vierzig Jahren nicht mehr. Auch im Jahresvergleich entwickelte sich der 1000er-Umlauf negativ. So waren im Juni 2019 1,8 Milliarden oder 3,7 Prozent weniger im Verkehr als ein Jahr zuvor. Nicht einmal die Lancierung der neuen Note im März vermochte die Nachfrage anzukurbeln. Ganz anders beim 200er. Diese befindet sich seit der Einführung vor einem Jahr im Hoch.

Die kuriose Trendwende ist ein Rätsel. Ob die SNB selbst dahinter stecke, fragt sich die «SonntagsZeitung». Denn deren Negativzins-Politik könnten 1000er-Horter aushebeln. Nein, sagt die SNB zum Vorwurf der Rationierung. «Die Nationalbank gibt Banknoten nach den Bedürfnissen des Zahlungsverkehrs aus. Dabei befriedigt sie die gesamte Nachfrage nach Banknoten», zitiert die Zeitung. Die Ausgabepraxis bei den Noten habe sich nicht verändert. Andere Banken bestätigen das.

Kommt die Wende von der Wende im September?

Trotzdem bleibt ein leiser Verdacht. Denn die SNB bezieht sich auf den Zahlungsverkehr, nicht aber die Einlagerung. Da gilt: Wer mit auffällig grossen Bargeldbeträgen Negativzinsen umgehen will, bekommt das Geld dafür nicht. Trotzdem erklärt auch diese Praxis das Tausender-Rätsel nicht, denn sie besteht schon seit der Einführung der Negativzinsen.

Spannend bleibt die Entwicklung der Tausendernote. Besonders dann, wenn die SNB im September nochmals am Leitzins schraubt. An eine weitere Zinssenkung glauben laut einer «Bloomberg»-Umfrage vom August immer mehr Ökonomen.

Bei verschärften Negativzinsen könnte die Nachfrage nach der weltweit wertvollsten gängigen Banknote schnell wieder anziehen. Denn damit würde auch wahrscheinlicher, dass Banken ihrerseits die Negativzinsen ausweiten. Dann würden nicht mehr nur die reichsten Kunden für Bargeldbestände abgestraft. Eine mögliche Alternative wäre, Bargeld in Form von Tausendernoten im Tresor aufzubewahren. Platz brauchts dafür nicht viel: Ein Stapel von 100'000 Franken ist nur gerade ein Zentimeter hoch.

Schon am Dienstag hat die SNB ihren nächsten Auftritt: Mit dem Hunderter wird die letzte Note der neuen Serie präsentiert. (jfr)

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