Toshiba braucht Geld – das Zuger Traditionsunternehmen soll Milliarden bringen
Börsen-Comeback von Landis+Gyr

Das Zuger Traditionsunternehmen Landis+Gyr hat eine bewegte Geschichte. In den letzten 30 Jahren wurde es sechs Mal verkauft. Nun soll es wieder unabhängig werden.
Publiziert: 04.07.2017 um 07:24 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:55 Uhr
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Der Zuger Stromzählerproduzent soll nach über 20 Jahren wieder an die Schweizer Börse.
Foto: ARND WIEGMANN
Bastian Heiniger

Der grösste Börsengang des Jahres steht bevor: Nach über 20 Jahren soll der Zuger Stromzählerproduzent Landis+Gyr Ende September wieder zurück an die Schweizer Börse. «Wir freuen uns auf unsere neuen Aktionäre», sagt CEO Richard Mora (52), der erst vor drei Monaten den Chefposten übernommen hat.

Freiwillig ist die Rückkehr nicht. Die japanische Eigentümerin Toshiba steckt tief in der Krise und will die Schweizer Tochter loswerden. 2011 haben die Japaner Landis+Gyr für 2,3 Milliarden Franken gekauft. Mindestens so viel erhoffen sie sich laut Insidern von einem Börsengang in Zürich.

Im Trockenen ist der allerdings nicht: Laut Mora prüft Toshiba noch eine andere Möglichkeit, zu Geld zu kommen. Und zwar, den Zuger Konzern als Ganzes zu verkaufen. Es wäre bereits die siebte Übernahme in der 120-jährigen Unternehmensgeschichte (siehe unten).

Attraktive Braut dank intelligenter Stromzähler

Der Börsengang sei aber für Landis+Gyr die bevorzugte Lösung, sagt ein Sprecher zu BLICK. Das Unternehmen mit weltweit 5900 Mitarbeitern, davon 400 in Zug, wäre damit wieder unabhängig.

In der Schweiz besitzt praktisch jeder Hauhalt einen Stromzähler des Zuger Unternehmens. So preist sich Landis+Gyr in einer Mitteilung selbst als attraktive Braut an. Für das Geschäftsjahr 2017 sei eine Dividendenausschüttung von mindestens 70 Millionen Schweizer Franken vorgesehen.

Mit einem Umsatz von rund 1,7 Milliarden Franken ist Landis+Gyr der weltweit führende Anbieter von intelligenten Strommessern. Anders als herkömmliche Zähler übermitteln sie den Stromverbrauch der Kunden automatisch an den Energieversorger. Laut einem Firmensprecher steht in der Schweiz die grosse Umrüstungswelle auf intelligente Stromzähler noch bevor.

Seit 1987 sechsmal verkauft

1896 Firmengründung

Vor über 120 Jahren wird in Zug das elektronische Institut ­Theiler & Co. gegründet. Es ­produziert Elektrizitätszähler, Telefoninduktoren und Phonographen. Sieben Jahre später stösst Heinrich Landis zum ­Unternehmen, zwei Jahre darauf dann Karl Heinrich Gyr. 80 Jahre lang bleibt das 1905 auf Landis+Gyr umbenannte Unternehmen im Familienbesitz.

1987 Stephan Schmidheiny kauft Landis+Gyr

Wirtschaftliche Schwierigkeiten zwingen 1987 die Erben­gemeinschaft von Karl Heinrich Gyr ihre Beteiligung zu verkaufen. Der Schweizer Unternehmer Stephan Schmidheiny (Bild) übernimmt zwei Drittel der Aktien.

1995 Landis+Gyr wird von der Börse entkoppelt

Acht Jahre später veräussert Schmidheiny das Unternehmen an die schweizerische Elektrowatt AG. Im Jahr des hundertjährigen Firmenjubiläums wird Landis+Gyr von der Schweizer Börse entkoppelt.

1998–2011 Vier Besitzerwechsel

Landis+Gyr wird umhergereicht: 1998 erfolgt der Verkauf an den deutschen Industriekonzern Siemens, 2002 der Verkauf an den US-Finanzinvestor KKR, 2004 übernimmt die australische Investmentgesellschaft Bayard und 2011 der japanische Technologiekonzern Toshiba.

2017 Toshiba will Landis+Gyr loswerden

Toshiba braucht Geld und will Landis+Gyr loswerden. Ein Verkauf ist nicht ausgeschlossen. Wahrscheinlicher ist aber, dass das Unternehmen nach über zwanzig Jahren wieder zurück an die Schweizer Börse geht.

Schweizer Unternehmer Stephan Schmidheiny
Keystone

1896 Firmengründung

Vor über 120 Jahren wird in Zug das elektronische Institut ­Theiler & Co. gegründet. Es ­produziert Elektrizitätszähler, Telefoninduktoren und Phonographen. Sieben Jahre später stösst Heinrich Landis zum ­Unternehmen, zwei Jahre darauf dann Karl Heinrich Gyr. 80 Jahre lang bleibt das 1905 auf Landis+Gyr umbenannte Unternehmen im Familienbesitz.

1987 Stephan Schmidheiny kauft Landis+Gyr

Wirtschaftliche Schwierigkeiten zwingen 1987 die Erben­gemeinschaft von Karl Heinrich Gyr ihre Beteiligung zu verkaufen. Der Schweizer Unternehmer Stephan Schmidheiny (Bild) übernimmt zwei Drittel der Aktien.

1995 Landis+Gyr wird von der Börse entkoppelt

Acht Jahre später veräussert Schmidheiny das Unternehmen an die schweizerische Elektrowatt AG. Im Jahr des hundertjährigen Firmenjubiläums wird Landis+Gyr von der Schweizer Börse entkoppelt.

1998–2011 Vier Besitzerwechsel

Landis+Gyr wird umhergereicht: 1998 erfolgt der Verkauf an den deutschen Industriekonzern Siemens, 2002 der Verkauf an den US-Finanzinvestor KKR, 2004 übernimmt die australische Investmentgesellschaft Bayard und 2011 der japanische Technologiekonzern Toshiba.

2017 Toshiba will Landis+Gyr loswerden

Toshiba braucht Geld und will Landis+Gyr loswerden. Ein Verkauf ist nicht ausgeschlossen. Wahrscheinlicher ist aber, dass das Unternehmen nach über zwanzig Jahren wieder zurück an die Schweizer Börse geht.

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