Todesfalle Traktor
Bauern streiten sich über Gurtpflicht

2018 sind fast doppelt so viele Bauern bei der Arbeit ums Leben gekommen als 2017. Die Kontrolleure des Bundes haben jetzt einen Hebel erkannt und fordern, dass sich angestellte Traktorlenker neu angurten. Das passt nicht allen.
Publiziert: 21.03.2019 um 13:58 Uhr
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Aktualisiert: 15.08.2019 um 10:57 Uhr
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So siehts im Optimalfall aus: Ein Bauer zeigt die Sicherheitsgurte in seinem Traktor.
Foto: ZVG
Konrad Staehelin

Weil sich die Anzahl der Todesfälle in der Landwirtschaft 2018 von 23 auf 42 Fälle fast verdoppelt hat, schlagen die Kontrolleure des Bundes Alarm. Die Stiftung Agriss, die sich im Auftrag der Suva um die Arbeitssicherheit in der Landwirtschaft kümmert, fordert ab sofort eine Gurtpflicht auf Traktoren. Das schreibt der «Schweizer Bauer».

Kommt jetzt die Gurtpflicht für Traktorfahrer?
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Weil sich Unfälle häufen:Kommt jetzt die Gurtpflicht für Traktorfahrer?

Diese galt bisher bloss auf der Strasse, nicht aber auf privatem Gelände – also zum Beispiel auf dem Feld, wo der Traktor meistens unterwegs ist. Allerdings kommt die neue Bestimmung nur für Angestellte und Lehrlinge zum Tragen, weil sie im Rahmen der Unfallversicherungsgesetz geregelt ist. Das heisst: Die meisten Bauern sind gar nicht betroffen, da sie selbständig erwerbend sind.

Gegner: «Schon genug bestraft»

Trotzdem geht Markus Hausammann (54), Bauer und SVP-Nationalrat für den Kanton Thurgau, auf die Barrikaden: Erstens verstehe er nicht, warum die Agriss der Entscheidung des Schweizer Bauernverbands (SBV) vorgreife. Schliesslich beschäftige sich dieser alsbald auch mit dem Thema. Auch wenn die Agriss unabhängig sei, hätte man doch wenigstens die Meinung der Bauern abwarten können. 

Ganz generell sei er aber dagegen: «Ein Unfall mit Toten und Verletzten bestraft aber alle Beteiligten schon genug», sagt er dem «Schweizer Bauer» in einer Replik. 

Natürlich sei er dafür, dass in schwierigem Gelände, bei Bergfahrten oder bei längeren Transportfahrten ein Gurt getragen werde. Doch ein Traktorsturz mit Folgen würde bei einer Gurtpflicht in jedem Fall auch auf den Arbeitgeber oder den Lehrmeister zurückfallen, wenn die verunfallte Person den Sicherheitsgurt nicht getragen hat. So würden diese unnötig kriminalisiert.

«Müssen alle Massnahmen treffen»

Zudem dürfe man die Kosten nicht vernachlässigen: «Man muss doch auch an den Nichtschadenfall denken. Mit der Pflicht droht jetzt eine riesige Aufrüstungsaktion. Das mag gut sein für Industrie und Gewerbe.» Mit diesem Argument könnte man allerdings auch bei Autos auf Gurte und Airbags verzichten, bei Schiffen auf Rettungsboote. Zudem gibts Gurte für Traktoren ab 65 Franken.

Bei der Agriss verteidigt sich der technische Leiter Thomas Bachmann (61): «Wir haben laut Unfallversicherungsgesetz die Aufgabe, alle Massnahmen zu treffen, die aufgrund der Erfahrung notwendig sind. Und die Erfahrung der vielen Todesfälle im letzten Jahr hat nun klar aufgezeigt, dass eine Gurtpflicht eine notwendige Massnahme ist, um Leben zu retten. Denn nur wer eine Anschnallroutine hat, ist im Ernstfall geschützt.»

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