Tiefgekühlt bei minus 80 Grad
So soll Swiss den Corona-Impfstoff transportieren

Der Luftfahrt spielt eine entscheidende Rolle beim Transport der Corona-Impfstoffe. Warum hierbei die Lufthansa und ihre Tochter Swiss auftrumpfen können.
Publiziert: 15.11.2020 um 15:29 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2021 um 08:27 Uhr
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Lufthansa-Chef Carsten Spohr (53) setzt auf ein «grosses, hochprofitables Geschäft» für die Frachttochter Lufthansa Cargo.
Foto: imago images/Jan Huebner

400 Autokilometer oder 50 Flugminuten sind es von Zürich nach Frankfurt am Main. Der deutsche Grossflughafen ist Hauptsitz der Swiss-Mutter Lufthansa und Europas grösster Umschlagplatz für hochsensible Pharmaprodukte, die speziell gekühlt werden müssen. Hierzu zählen dann auch einmal potenzielle Impfstoffe gegen das Coronavirus.

Von den 13'500 Quadratmetern Kühlfläche am Airport nutzt die Lufthansa 8'800. Lufthansa-Chef Carsten Spohr (53) setzt auf ein «grosses, hochprofitables Geschäft» für die Frachttochter Lufthansa Cargo. «So traurig es ist, diese Krise und die Notwendigkeit von Impfen, das wird ein grösseres Geschäft», sagte er kürzlich. Die Lufthansa und die Tochter Swiss Worldcargo gehörten zu den wenigen Fluggesellschaften weltweit, die lückenlose Kühltransporte anböten.

Kühlung bis Minus 80 Grad Celsius nötig

Bei der Air Cargo Community Frankfurt laufen alle Logistik-Fäden zusammen. Ihre Pharma-Arbeitsgruppe beschäftige sich schon seit März mit verschiedenen Szenarien, um die Lieferkette vorzubereiten, sagt Joachim von Winning, Hauptgeschäftsführer der Air Cargo Community, der Nachrichtenagentur Reuters.

Herausfordernd ist der Corona-Impfstoff-Kandidat von Biontech und Pfizer, von dem sich die Schweiz etwa drei Millionen Dosen reserviert hat. Nach derzeitigem Stand müssen sie bei bis zu Minus 80 Grad Celsius transportiert werden.

«Für die Luftfracht gibt es dazu spezielle, so genannte aktive, elektronisch steuer- und kontrollierbare Container, die sehr teuer sind – sie kosten etwa so viel wie ein Kleinwagen», sagt von Winning zu Reuters. Die Hersteller – so etwa Envirotainer aus Schweden, Dokasch aus Deutschland oder C-Safe aus den USA – vermieteten die Transportbehälter an Airlines und Spediteure. Um die extreme Kälte zu erreichen, wird Trockeneis eingesetzt – doch das begrenzt aus Sicherheitsgründen die zulässige Frachtmenge.

Globale Versorgung mit Corona-Impfstoffen

Denn Trockeneis sondert CO2 ab, was den Menschen an Bord die Luft zum Atmen nimmt. Nach Angaben von DHL dürfen Langstreckenflieger wie die Boeing 777 maximal 1088 Kilogramm Trockeneis aufnehmen. «Je nach Flugzeugtyp sind in der Regel nicht mehr als ein paar Container gleichzeitig an Bord», sagt von Winning.

Schätzungen, wie viele Flüge für eine globale Versorgung mit Corona-Impfstoffen abheben müssen, reichen von 8000 des internationalen Luftfahrtverbandes IATA bis hin zu rund 15'000 von DHL. Um ein Stück von diesem Kuchen abzubekommen, arbeitet bei Lufthansa Cargo eine Task Force seit Juni an der Organisation und berücksichtigt dabei alle möglichen Szenarien. (uro)


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