SNB-Präsident Thomas Jordan über den neuen Leitzins
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Im BLICK-Interview:SNB-Präsident Thomas Jordan über den neuen Leitzins

Thomas Jordan im Interview
«Der neue Referenzzins ist fairer und transparenter»

Weiter wie bisher. Die SNB verlangt von den Banken, die ihr Geld bei ihr deponieren, weiter happige Negativzinsen. Das bekommen auch Bankkunden immer stärker zu spüren. Die grosse Neuerung: Der Libor hat als Referenzins ausgedient.
Publiziert: 13.06.2019 um 09:39 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 19:35 Uhr
Die SNB unter der Leitung von Thomas hält an ihrer Strategie fest.

Es bleibt dabei. Die Nationalbank belässt den Zins bei Minus 0,75 Prozent. Auch am Devisenmarkt will sie aktiv bleiben. Die Währungshüter halten den Franken handelsgewichtet für etwas stärker als als im März. Der Franken bleibt «hoch bewertet», teilten sie mit.

Eine Neuerung gibts aber trotzdem. Die SNB führt ab sofort den SNB-Leitzins ein. Damit würden fortan die geldpolitischen Entscheide getroffen und kommuniziert. Laut Medienmitteilung ersetzt dieser das bisherige Zielband für den Dreimonats-Libor und beträgt aktuell Minus 0,75 Prozent.

Grosse Zinsumstellung für 2022 

Warum dieser Wechsel? Der Grund ist die unsichere Zukunft des Libor. Im Zuge des sogenannten Libor-Skandals wurde dieser manipuliert. Deshalb braucht es nun eine Umstellung auf Alternativen. Druck macht etwa die britische Finanzmarktaufsicht. Diese will das Bestehen des Libors nur bis Ende 2021 durchsetzen.

Deshalb muss die Nationalbank reagieren und hat heute eben den SNB-Leitzins eingeführt. Der Libor ist Geschichte, als Leit- wie als Referenzzins. Doch ohne Referenzzinssatz geht es nicht, diesen braucht es zum Beispiel für die Berechnung von Hypotheken. 

Deshalb wird der Libor in der Schweiz durch den Saron ersetzt. Das ist ein tagesaktueller Zins, der den effektiven Handel im Schweizer Geldmarkt abbildet: «Der neue Referenzzins ist fairer und transparenter», sagt Nationalbankpräsident Thomas Jordan im BLICK-Interview.

Ebenfalls heute hat die SNB ihren «Bericht zur Finanzstabilität 2019» veröffentlicht. Darin schreibt sie vom hohen Ungleichgewicht im Schweizer Hypothekarmarkt. Besonders kritisch betrachtet sie das Segment der Renditeliegenschaften. Dort braucht es Massnahmen. Die Notenbank unterstütze in diesem Zusammenhang die Vorschläge des Bundesrates, die eine höhere Unterlegung der Hypotheken für Wohnrenditeliegenschaften mit mehr Eigenkapital durch die Banken vorsehen.

Risiken bleiben

Nur wenig verändert sind die Einschätzungen der Notenbanker zur Konjunktur: Die SNB bleibt bei ihrer Prognose eines Wirtschaftswachstums von «rund 1,5 Prozent» für das laufende Jahr.

Die Konjunkturindikatoren würden auf eine weiterhin günstige Dynamik hindeuten, begründete die SNB ihre Vorhersage. Die weltwirtschaftlichen Risiken seien aber weiterhin «nach unten gerichtet», wurde eingeräumt.

Die kurzfristigen (bedingten) Inflationsprognosen für die Schweiz wurden gegenüber März leicht nach oben angepasst. Für 2019 geht die SNB neu von einer Inflation von +0,6 Prozent aus (alt: +0,3 Prozent). Für 2020 werden nun +0,7 Prozent (alt: +0,6 Prozent) und für 2021 +1,1 Prozent (alt: +1,2 Prozent) prognostiziert. (jfr/koh/SDA)

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