SBB-Chef Meyer macht sich im Gespräch mit der «Aargauer Zeitung» für eine attraktive Bahn stark: «Deshalb setzen wir uns seit langem für stabile oder gar sinkende Preise ein. Die Tarife sind seit drei Jahren nicht mehr erhöht worden.»
Beim Fahrplanwechsel im Dezember gibt es keine Preiserhöhungen, bestätigt Meyer. Als «riesige Chance» sieht der Bahnchef die Klimadebatte. Meyer hält sie nicht für einen vorübergehenden Hype. Jugendliche würden nicht mehr nur einfach Easyjet buchen. Die SBB spüren den Greta-Effekt: «Am stärksten bei Gruppenreisen von Schülern. Die Nachfrage junger Menschen nach Zugreisen steigt unglaublich.» Wegen dieser jungen Zielgruppe prüfe die Bahn nun auch die Einführung neuer Nachtzug-Verbindungen.
Kränzchen für Italien
Meyer will auch Italien «ein Kränzchen winden». Die Südanschlüsse würden deutlich besser. Auch hier trage die Klimadebatte das ihre dazu bei: «Sie verleiht der Eisenbahn in Italien und in Deutschland Rückenwind.» Im Güterverkehr auf der Nord-Süd-Achse habe man das gemeinsame Ziel, den Marktanteil der Schiene von heute 18 auf 30 Prozent zu erhöhen.
Zum Problem der mangelnden Lokführer weicht Meyer aus. BLICK berichtete, dass 1000 Lokführer fehlen und die SBB das Problem verschlafen haben. Angst davor, dass der Beruf überflüssig wird, sei die «falsche Diskussion», sagt Meyer. Er sei auch «nicht sicher», ob der Lohn das Problem sei. Der Einstiegslohn von 70'000 Franken werde auch während der Ausbildung bezahlt.
Selbstfahrende Züge statt Lokführer?
Zumindest den Vorwurf der Gewerkschaft, dass die SBB lieber über selbstfahrende Züge reden, will Meyer zurückweisen: «Das Gegenteil ist wahr.» Der Beruf des Lokführers werde immer attraktiver: «Einen Zug ohne Lokführer an Bord kann ich mir für die nächsten Jahrzehnte nicht vorstellen.»
Es gebe zu viele Herausforderungen und Unvorhersehbarkeiten, die nur ein Mensch lösen könne: «Denken Sie an Türstörungen oder IT-Probleme. Die Alternative wären schweizweite Einsatztruppe auf allen Perrons und in Stützpunkten in Tunnels.» (kes)