Zwischen den Feiertagen steht Luca Donghi (59) allein im Betrieb. Die Belegschaft hat frei. Der Chef gönnt sich keine Pause. «Ich kann sie mir nicht mehr leisten», sagt der Besitzer der Siebdruckerei Atelier 3 in Losone TI.
Vor über 30 Jahren gründete Luca Donghi das mittelständische Unternehmen. Noch vor vier Jahren boomte die Firma. Schilder, Plakate, Prospekte, Farbfolien für Autos sowie das Bedrucken und Besticken von T-Shirts brachten jährlich 1,6 Millionen Franken Umsatz. 13 Angestellte lebten davon. Hauptkunde war ein Konzern mit Sitz in Locarno. Er brachte der Siebdruckerei 75 Prozent der Einnahmen.
Heute setzt Luca Donghi nur noch die Hälfte um. Sieben seiner Leute musste er entlassen. Den letzten diesen Monat. «Das schmerzt», sagt Donghi.
Das Auftragsvolumen des Hauptkunden sank um 550 Prozent, von einer Million auf 160 000 Franken. Grund: Neben dem starken Franken sind es vor allem die billigen Arbeitskräfte aus Italien. Nicht die Grenzgänger seien schuld, sagt Donghi, sondern jene Unternehmen, die ihnen Arbeit geben.
«Sie stellen Grenzgänger für Dumping-löhne ein und bieten ihre Waren zu Schleuderpreisen an. Da können wir nicht mithalten. Viele meiner Kollegen mussten schon dicht machen. Das Lohndumping wird auch mich ruinieren.»
Zudem würden viele Aufträge direkt an italienische Firmen vergeben, die ihre Produkte zu Schleuderpreisen anböten. Auch der Hauptkunde des Atelier 3 vergibt mittlerweile die meisten Aufträge ins Nachbarland.
Luca Donghi warnt: «Wenn wir Tessiner keine Arbeit haben, konsumieren wir nicht. Wenn wir nicht konsumieren, leidet die Wirtschaft – und es gibt gar keine Aufträge mehr für niemanden.» Verzweifelt fügt er an: «Das muss in die Köpfe dieser Billigwarenanbieter. Die Abwärtsspirale ist unser aller Ruin.» Donghi weigert sich, dieses Spiel mitzumachen. Er will Schweizer beschäftigen und ausbilden. Und ihnen einen anständigen Lohn zahlen. Er sei mittlerweile der Einzige im Kanton, der noch Lehrlinge im Siebdruck ausbilde. «Was soll aus unserer Zukunft werden, wenn die Jugend keine Ausbildungsplätze mehr bekommt?», fragt er. Für 2015 wünscht er sich einen stärkeren Euro, mehr Einsicht bei den Tessiner Konkurrenten und endlich politische Massnahmen von Bund und Kanton, um der billigen Konkurrenz einen Riegel vorzuschieben.