Der Überfall auf prall gefüllte Öl-Tanker war lange ein sicherers Geschäft. Hat man die mal geentert, konnte man die Ladung bislang gut weiterverkaufen. Doch in Zeiten fallender Öl-Preise lohnt sich unterm Strich der Aufwand für die Piraten nicht mehr.
«Piraterie ist nicht mehr so ein profitables Business»
Bereits im letzten Quartal des vergangen Jahres registrierte das IMB Piraterie-Report Zentrum (IMB PRC) weniger angegriffene und entführte Schiffe. Ein Schlüssel-Faktor dafür sei, dass es immer weniger Piraten-Angriffe auf kleine Öl-Tanker vor der südostasiatischen Küste gebe.
Die Rechnung ist einfach: Kostete im Juni 2014 ein Fass (159 Liter) der Rohöl-Sorte Brent noch 114,68 US-Dollar, bekamen die Händler dafür in diesem Januar zwischenzeitlich gerade mal noch etwas mehr 27 Dollar.
Momentan liegt der Fass-Preis zwar wieder bei 33 US-Dollar. Trotzdem: Für die Piraten bedeutet dies, dass ihre Gewinnmarge drastisch gesunken ist.
Auch im westafrikanischen Golf von Guinea spürt man dies. Laut der Schiffsberatung Dryad Maritime sind die Attacken im Golf, an dem auch Afrikas grösster Erdöl-Produzent Nigeria liegt, im letzten Jahr verglichen mit 2014 um ein Drittel gesunken.
«Piraterie ist nicht mehr so ein profitables Business wie noch vor ein paar Jahren», sagte Florentina Adenike Ukonga, Geschäftsführerin der Kommission des Golfs von Guinea, gegenüber dem Finanz-Nachrichtendienst Bloomberg. «Der Preiszerfall hat einen grossen Teil dazu beigetragen, Piraterie und andere Verbrechen im Golf von Guinea zu reduzieren», so Ukonga.
Sollte der Preis wieder steigen, täten dies auch die Piraten-Angriffe.