Tabakmultis fahren wegen Rauchverbot an Bahnhöfen mit neuen Alternativen auf
Lutschen statt qualmen

Ab heute ist das Rauchen an einzelnen Bahnhöfen in der Schweiz nur noch in markierten Zonen erlaubt. Der erste Tabakmulti ist auf den Zug aufgesprungen und wirbt mit Lutschtabak als «rauchfreier Alternative».
Publiziert: 01.06.2019 um 11:02 Uhr
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Es hat sich ausgequalmt auf den Perrons der Schweiz – zumindest teilweise.
Foto: Keystone
Sven Zaugg

Raucher und Dampferinnen müssen sich vorsehen! Nächste Woche werden die Berner Bahnhöfe Burgdorf, Lyssach, Hindelbank und Schönbühl als erste Bahnhöfe der Schweiz mit sogenannten Rauchinseln ausgestattet. Damit beginnt die etappenweise Einführung rauchfreier Bahnhöfe.

«Die vollständige Umgestaltung der schweizweit fast 2000 Bahnhöfe und Haltestellen wird voraussichtlich Mitte 2020 abgeschlossen sein», sagt Roger Baumann vom Verband öffentlicher Verkehr (VöV). Das neue Regime sei letztes Jahr erfolgreich getestet worden. Die Erfahrungen aus den sechs Test-Bahnhöfen sind laut VöV und SBB positiv.

«Für die Raucher werden, je nach Grösse und Länge der Perrons, bis zu zwei Raucherbereiche pro Perron eingerichtet», sagt Baumann. Damit soll auch bei den Reinigungskosten gespart werden. Laut SBB-Sprecher Raffael Hirt kostet die Säuberung der Gleisbereiche in den Bahnhöfen drei Millionen Franken pro Jahr. 

Die neue Regelung gilt auch für die BLS. «Sämtliche 118 BLS-Bahnhöfe werden wir ebenfalls bis Mitte 2020 umrüsten, den grössten Teil bereits bis Ende 2019», sagt Sprecher Stefan Dauner.

Keine Bussen für renitente Raucher

VöV und SBB wollen am 4. Juni in Burgdorf über den Stand der Umsetzung und das weitere Vorgehen informieren. Klar ist: Eine Busse haben renitente Raucher nicht zu befürchten. Das Projekt basiere «auf der unternehmerischen Freiheit der Transportunternehmen, nicht auf einem gesetzlichen Auftrag», so das Bundesamt für Verkehr (BAV).

Die Tabakindustrie wittert bereits das grosse Geschäft. Hinter vorgehaltener Hand bedauert man das restriktivere Regime an den Schweizer Bahnhöfen zwar, sieht aber auch Chancen für neue Produkte. Als rauchfreie Alternative an den Bahnhöfen preist der Tabakmulti British American Tobacco (BAT) in einer neuen Werbekampagne Lutschtabak an – besser bekannt unter dem Namen Snus.

Das Produkt nennt sich Epok, ist ein gebleichter Lutschtabak und laut BAT «sinnvoll für alle Raucher, die auf eine rauchlose Alternative umsteigen möchten». Bei Snus gelangt das Nikotin über die Mundschleimhaut in den Körper. Es wird in Dosen verkauft, die entweder kleine Beutel oder losen Tabak mit jeweils unterschiedlichen Mengen an Nikotin enthalten.

British American Tobacco (BAT) preist Epok in einem ganzseitigen Inserat als «rauchlose Alternative» an. Was BAT nicht sagt: Snus enthält rund 2600 Stoffe, die schädlich sind für die Gesundheit. Davon verursachen 28 Krebs.

Snus verursacht Krebs

Was viele nicht wissen: «Snus enthält rund 2600 Stoffe, die für die Gesundheit schädlich sind. 28 davon verursachen Krebs.» Das sagt Wolfgang Kweitel von der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz. Die krebserzeugenden Stoffe in Snus können zu Bauchspeicheldrüsen-, Mundhöhlen- und Speiseröhrenkrebs führen. Das Bundesamt für Gesundheit warnt zudem, dass Epok sehr schnell abhängig mache. 

Kweitel: «Mit stark aromatisierten und sehr süssen Produkten erleichtern die Hersteller Jugendlichen sogar den Einstieg in den Tabakkonsum.» Und die Beutelchen werden nach dem Konsum oft achtlos ausgespuckt – auch an Bahnhöfen. Ob die Perrons durch die restriktivere Rauch-Regelung sauberer werden, bleibt abzuwarten. Am Zusammenkehren von ausgespuckten Tabakbeuteln werden die SBB wohl auch keine Freude haben.

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