Das Jahr 2019 war ein schwieriges für die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie). Vor allen wichtigen Indikatoren für die sogenannte MEM-Industrie steht ein grosses Minus: Aufträge –10,6 Prozent, Umsätze –4,5 Prozent und Exporte –2,1 Prozent.
Hauptgrund ist die Abkühlung der Konjunktur in den wichtigsten Absatzmärkten, welche durch Handelskonflikte und den Strukturwandel in der Automobilindustrie ausgelöst wurde, wie der Branchenverband Swissmem mitteilt. Interessant: Der Umsatzrückgang trifft die grösseren Firmen in der Branche stärker als die kleinen. Denn die KMU profitierten noch von der etwas besseren Binnenkonjunktur.
Noch kein Jobabbau
Und es sind gerade die kleinen Firmen, die besonders darunter leiden, dass die Exporte in die EU überdurchschnittlich gesunken sind, vor allem in die Nachbarländer Deutschland, Frankreich und Italien. Immerhin: Noch wirkt sich die Flaute nicht stark auf die Jobs aus, doch das könnte sich ändern.
Die Anzahl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der MEM-Industrie ist 2019 in den ersten neun Monaten von 320'500 auf 326'900 angestiegen, hat aber im vierten Quartal 2019 wieder auf 324'600 abgenommen. Aufgrund der aktuell schwierigen Lage dürfte sich dieser Abwärtstrend in naher Zukunft fortsetzen, zumal Kurzarbeit und Restrukturierungen jüngst zugenommen haben, warnt Swissmem.
Autozulieferer leiden
«Gesamthaft war 2019 ein schwieriges Jahr für die Schweizer MEM-Industrie», zieht Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher Bilanz an der Jahresmedienkonferenz der Branche. «Die weltweiten Handelskonflikte haben die Konjunktur in den wichtigsten Absatzmärkten gedämpft.»
Viele Schweizer Metall- und Maschinenbauer sind Zulieferer für die Automobilindustrie. Diese durchläuft derzeit eine schwierige Phase. Viele Autobauer stellen vermehrt auf die Produktion von Elektroautos um. «In Europa sorgte der Strukturwandel in der Automobilindustrie zusätzlich für Verunsicherung, was sich deutlich auf die Schweizer Automobilzuliefer- und die Werkzeugmaschinen-Industrie auswirkte», so Brupbacher.
Gefahr durch das Virus und den starken Franken
Und jetzt noch das Coronavirus. Zusammen mit dem starken Franken und der schwachen Industriekonjunktur ist das gefährlicher Cocktail für die Branche. Für verschiedene Firmen in der MEM-Industrie seien die Lieferketten beeinträchtigt oder sogar ganz unterbrochen. Für einzelne Firmen ist das allerdings eine Chance, plötzlich kommen verlorene Aufträge wieder zurück.
Der Franken habe seit Anfang Jahr deutlich an Wert zugelegt, was die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer MEM-Industrie im wichtigen EU-Markt spürbar behindere. «Falls die Beeinträchtigungen durch die Corona-Epidemie und das gegenwärtige Ausmass der Überbewertung des Frankens anhalten, wird die Lage für die MEM-Industrie kritisch», warnt Brupbacher.
Trotz der kritischen Situation will die Branche keine Hilfe vom Staat: Der Bund könne die Unternehmen unterstützen, indem er bestehende Instrumente richtig einsetzt. Um Arbeitsplätze zu erhalten, braucht es eine grosszügige Praxis bei der Bewilligung von Kurzarbeit. Swissmem warnt dagegen vor Begehrlichkeiten wegen der riesigen Devisenreserven der Schweizerischen Nationalbank: «Was es hingegen nicht braucht, sind Konjunkturprogramme, die im schlimmsten Falle sogar durch die SNB finanziert werden sollen.» Die SNB sei unabhängig und müsse es im Interesse der Wirtschaft auch bleiben.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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