Schweizer zahlen für viele Produkte hierzulande deutlich mehr als im Ausland. Die Verfechter der Fair-Preis-Initiative geben an, dass der Schweizer Volkswirtschaft dadurch jährlich Beträge in Milliardenhöhe entgehen. Die Initianten stützen sich dabei auf eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW).
KMU, das Gewerbe oder etwa Spitäler sowie Konsumentinnen und Konsumenten seien gezwungen, für importierte Waren und Dienstleistungen einen Schweiz-Zuschlag zu bezahlen, erklärten die Initianten am Dienstag an einer Medienkonferenz in Bern.
Hersteller liefern nicht direkt
Ausländische Hersteller und Händler weigerten sich, Nachfrager aus der Schweiz direkt zu beliefern und verwiesen diese stattdessen auf ihre Niederlassungen oder Webportale in der Schweiz. Dort würden jedoch überhöhte Preise verlangt.
Im Auftrag des Vereins «Stop der Hochpreisinsel – für faire Preise» analysierte die FHNW unter der Leitung von Matthias Binswanger Preisunterschiede zwischen der Schweiz und dem Ausland. Der Fokus lag auf den Branchen Gesundheitswesen, Gastronomie sowie Forschung und Bildung. Im Konsumgüterbereich wurden Mode, Kosmetika, Kontaktlinsen sowie Babynahrung und Windeln untersucht.
Grosse Verluste
Alleine in diesen analysierten Bereichen entgehen der Schweizer Volkswirtschaft laut der Studie 3,33 Milliarden Franken pro Jahr. Jede Schweizerinnen und jeder Schweizer könnten also mindestens 280 Franken jährlich sparen.
Der ehemalige Preisüberwacher Rudolf Strahm (76) schätze den Verlust für die gesamte Volkswirtschaft auf rund 15 Milliarden Franken pro Jahr.
Die Hotellerie und die Gastronomie ebenfalls sind stark betroffen. So bezahlt das Gastgewerbe laut Studie für Geräte, Hilfsmittel und nicht-alkoholische Getränke jährlich rund 290 Millionen Franken zu viel.
Schweizer zahlen für Kleidung viel mehr
In Spitalen entstehen durch die fehlende Beschaffungsfreiheit hohe Mehrkosten. Gemäss der Studie beträgt das Sparpotential 600 Millionen Franken pro Jahr. Am meisten könnten Konsumenten bei der Bekleidung sparen.
Im Schnitt kosten Kleidungsstücke in der Schweiz 20 Prozent mehr als in Deutschland. Nach Hochrechnungen entgehen der Schweiz insgesamt alleine für Kleider jährlich 1,9 Milliarden Franken.
Ausländische Marktpreise
Aus Sicht von Binswanger muss es für Unternehmen, öffentliche Einrichtungen sowie Konsumentinnen und Konsumenten möglich werden, im Ausland zu den dort angebotenen Marktpreisen einzukaufen und das individuelle Einsparpotential auszuschöpfen.
Heute gehe das nicht. Eine Kartellgesetzänderung würde den Druck auf ausländische Hersteller und Händler erhöhen, Bestellungen im Ausland zu erleichtern, hiess es.
Die eidgenössische Volksinitiative «Stop der Hochpreisinsel - für faire Preise» fordert von der Politik «griffige Instrumente gegen die ungerechtfertigten Schweiz-Zuschläge». Der Nationalrat berät die Initiative am 9. März. (SDA/way)