Darum gehts
Luc Voser, der in Wirklichkeit anders heisst, hat vor zwei Monaten sein Medizinstudium abgeschlossen. Bevor er im Januar seine Stelle als Assistenzarzt in der Anästhesie im Kantonsspital Aarau antritt, arbeitet er am Glühweinstand am Berner Sternenmarkt. Nicht zu arbeiten, kommt für den 26-Jährigen nicht in Frage. «Das wäre mir zu langweilig», sagt Voser. Sein Ziel ist es, später als Notfall- oder Rega-Arzt zu arbeiten.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
Während des sechsjährigen Studiums hat Voser im Schnitt 60 Prozent als studentische Aushilfe auf der Intensivstation gearbeitet, in den Semesterferien jeweils 100 Prozent. Dann konnte er pro Monat 2000 Franken auf die Seite legen. In der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» zeigt er seinen Kontoauszug und erzählt, wie er mit seinem Budget lebt. Wie viel Geld steht ihm zur Verfügung? Wofür gibt er es aus?
Einnahmen
Ich arbeite 75 Prozent auf dem Weihnachtsmarkt, das sind etwa 30 Stunden pro Woche. Entweder habe ich eine Schicht ab Mittag bis zum Schluss, also bis 22.30 Uhr. Oder ich beginne um 15.30 Uhr und bleibe ebenfalls bis zum Schluss. Meine Hauptaufgabe ist, Glühwein zu verkaufen. Am Ende des Tages muss alles aufgeräumt, geputzt und nachbestellt werden.
Auf dem Weihnachtsmarkt verdiene ich brutto 25 Franken pro Stunde, das macht zirka 2500 Franken auf meinem Konto. Dazu kommt noch Trinkgeld. Das wird aufgeteilt nach Anzahl gearbeiteter Stunden. Ich rechne mit ungefähr Fr. 2.50 pro gearbeitete Stunde, weil alles bargeldlos ist. Viele Leute verstehen gar nicht, dass sie auch beim Kartenlesegerät Trinkgeld geben können.
Während meiner Studienzeit bekam ich mit meinen 60 Prozent monatlich 3000 Franken ausbezahlt. In den Semesterferien habe ich Vollzeit gearbeitet und 5800 Franken verdient.
Ab Januar arbeite ich 100 Prozent im Spital als Assistenzarzt und verdiene brutto 7100 Franken. Das ist auf den Stundenlohn ausgerechnet weniger, als ich als Aushilfe in der Intensivstation verdiente.
Ausgaben
Wohnen: Ich wohne in einer Wohngemeinschaft in Bern. Wir sind zu dritt, jeder zahlt 690 Franken pro Monat. Dazu kommen nochmals 100 Franken für Nebenkosten.
Die Serafe-Gebühr muss ich nicht zahlen, weil ich in Bern nur Wochenaufenthalter bin. Angemeldet bin ich bei meinen Eltern im Aargau. Am Wochenende übernachte ich ab und zu bei ihnen. Dafür muss ich aber nichts abgeben.
Anfangs werde ich im Spital nur Tagesschichten haben, aber nach ein paar Monaten muss ich dann auch Nachtschichten übernehmen. Deshalb möchte ich mit zwei Kollegen eine Wohngemeinschaft in Aarau gründen.
Telefon, Internet und Abos: Mein Handyabo kostet 45 Franken pro Monat.
Das Internetabo teilen wir uns in der WG, jeder zahlt monatlich 15 Franken.
Spotify und Netflix übernehmen meine Eltern. Bei beiden Plattformen haben wir ein Familienabo. Meine Eltern werden das weiterhin bezahlen, auch wenn ich voll verdiene. Solange sie es brauchen, gehen die Kosten auf sie.
Versicherungen: Wir haben als WG eine gemeinsame Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung. Die Jahresprämie beträgt 420 Franken. Das macht 140 Franken pro Person jedes Jahr.
Gesundheit: Die Krankenkassenprämie für meine Grundversicherung beträgt monatlich 450 Franken, bei einer Franchise von 500 Franken. Das lohnt sich bei mir, weil ich viel Sport mache und immer mal wieder eine Sportverletzung habe. Fuss gebrochen, Bänder überdehnt oder sonst etwas.
Gewisse Krankheiten sind in meiner Familie verbreitet, deshalb mache ich jährlich eine Vorsorgeuntersuchung. Denn Früherkennung verbessert die Chance auf Heilung. Ich habe in den letzten vier Jahren die 500 Franken Franchise immer aufgebraucht.
Alle drei Monate zahle ich nochmals 25 Franken für meine Zusatzversicherung. Sie zahlt 200 Franken pro Jahr an mein Fitnessabo, 10 Prozent an die Brillengläser und übernimmt die Kosten, wenn ich im Ausland ins Spital müsste.
Für meine Kontaktlinsen gebe ich monatlich 33 Franken aus. Dazu kommen 250 Franken pro Jahr für die Dentalhygiene. Ich gehe zweimal pro Jahr.
Für die Prämien sowie selbsttragende Kosten für Franchise und Selbstbehalt zahle ich monatlich 580 Franken.
Mobilität: Meine Eltern haben mir während des Studiums das Generalabo finanziert. Das läuft noch bis August. Je nachdem, ob ich dann schon in Aarau wohne oder nicht, lohnt es sich für mich nicht mehr.
Haushalt: Ich koche jeden Tag frisch und stehe dafür ungefähr eine Stunde in der Küche. Meist koche ich für mich, teilweise auch für meine WG-Mitbewohnerinnen. In meinem Repertoire habe ich zirka 20 Lieblingsgerichte. Zum Beispiel Spaghetti bolognese, Burrito, Curry, Kartoffelstock oder diverse Pastagerichte. Und ich liebe Backen. Nicht einfach nur Zitronencakes, sondern für einen Anlass gern auch ausgefallenere Torten und Kuchenkreationen.
Einmal pro Woche mache ich einen Grosseinkauf. Dazu fallen im Schnitt zwei kleinere Einkäufe an, weil ich etwas vergessen habe. Für Lebensmittel und Hygieneartikel für meinen persönlichen Gebrauch gebe ich monatlich ungefähr 400 Franken aus.
Grundnahrungsmittel, Gewürze und Reinigungsmittel sowie WC-Papier kaufen wir als WG zusammen. Wir haben die App Tricount und tragen die Dinge ein. Ende Jahr vergleichen wir, wer wie viel ausgegeben hat. Weil ich einkaufe, bekomme ich Ende Jahr Geld zurück. Gemäss der aktuellen Auflistung werden wir als WG rund 1000 Franken ausgegeben haben.
Verpflegung ausser Haus: Unter der Woche esse ich höchstens einmal pro Monat auswärts. Meistens für einen speziellen Anlass oder wenn man sich unter Freunden schon länger nicht mehr gesehen hat. Für ein Essen mit Getränk und Dessert komme ich schon mal auf 50 Franken.
Dazu kommt noch ein- bis zweimal am Wochenende ein Mitternachtssnack bei Burger King oder in einer Dönerbude. Das kostet mich zwischen 10 und 15 Franken.
Ich schätze, dass ich monatlich fürs Auswärtsessen 150 Franken ausgebe.
Kleidung und Schuhe: Ich gebe nur sehr wenig Geld für Kleider und Schuhe aus. Ich finde, dass ich einen coolen Style habe. Meine Freunde würden das aber wohl nicht unterschreiben. Meine Schuhe trage ich so lange, bis sie auseinanderfallen, und manchmal tape ich sie sogar noch, bevor ich sie ersetze. Ich habe Schuhgrösse 48 und finde nicht so leicht passende Schuhe. Zurzeit trage ich einen Adidas-Turnschuh.
Im Alltag trage ich einfache Hosen und T-Shirts von H&M. Markenklamotten sind nicht mein Ding. Insgesamt gebe ich monatlich nicht mehr als 50 Franken für Kleider aus.
Freizeit: Ich bin sehr sportlich. Viermal pro Woche gehe ich ins Fitness. Das Abo kostet pro Jahr rund 600 Franken.
Neben dem Sport bin ich am Wochenende gern unterwegs. Mit Freunden in einer Bar oder im Club. Wir glühen uns zu Hause vor mit Bier und Vodka Mate. Danach kommen der Clubeintritt, meist zwischen 20 und 30 Franken, und noch ein bis zwei Getränke.
Im Sommer gehe ich gern an Festivals, zum Beispiel war ich dieses Jahr am Zürich Openair, Gurtenfestival und an einem Technofestival in Basel.
Ich kann nicht genau sagen, wie viel ich jedes Wochenende ausgebe. Es ist auch nicht immer gleich. Ich würde sagen, im Schnitt ungefähr 250 Franken jeden Monat.
Ferien: In den letzten Jahren kam ich kaum einmal dazu. Während der Semesterferien habe ich meistens Vollzeit gearbeitet. Deshalb ist es schwierig, bei diesem Budgetposten eine Zahl einzusetzen. So habe ich gerechnet: Ich konnte drei Jahre monatlich 100 Franken für Ferien auf die Seite legen. Das macht 3600 Franken im Ferientopf. Ab und zu habe ich für ein Festival im Ausland ein paar Hundert Franken herausgenommen. Dieses Jahr ging ich dann nach dem Staatsexamen für fünf Wochen nach Thailand. 3000 Franken konnte ich vom Ferienkonto nehmen, die restlichen 3000 Franken von meinem Ersparten.
Mitgliedschaft: Ich bin seit drei Jahren Mitglied im Volleyballverein. Die Jahresgebühr beträgt 500 Franken.
Wir haben zweimal pro Woche Training und während der Saison jeden Samstag Match.
Spenden: Wir schenken uns als Familie an Weihnachten und Geburtstagen meist nichts mehr, sondern spenden das gesparte Geld für Geschenke an eine Organisation unserer Wahl. Ich spende immer 200 Franken an eine wechselnde Institution. Letztes Jahr an den WWF.
Steuern: Ich arbeite nur einen Monat am Weihnachtsmarkt. Den Rest des Jahres habe ich mit meinem Nebenjob mehr verdient.
Die Steuerrechnung vom letzten Jahr zeigt 1000 Franken.
Altersvorsorge: Dieser Topf ist leer. Nächstes Jahr möchte ich aber in die Säule 3a einzahlen. Auch um Steuern zu sparen.
Sparen und Vermögen: Ich versuche 500 Franken pro Monat auf die Seite zu legen. Während des Studiums war es auch meistens so viel und in den Semesterferien sogar noch mehr. Sobald ich anfange zu arbeiten, wird der Maximalbetrag in die Säule 3a einbezahlt, 500 Franken für Ferien und weitere Ausgaben werden auf die Seite gelegt und 1000 Franken in ein Fondsparkonto investiert.
45’000 Franken habe ich vor zwei Jahren in einen Fonds investiert. Das war eine sehr riskante Sache. Es lief aber ziemlich gut für mich. Ich habe während eines Jahres 16 Prozent Rendite gemacht, also ungefähr 7000 Franken. Das Geld habe ich danach wieder aus dem Fonds genommen und auf mein Sparkonto transportiert.
Heute habe ich über 70’000 Franken auf der Seite. Irgendwann möchte ich mir ein Haus oder eine Wohnung kaufen.
Mein grösster Luxus
Meine fünfwöchige Reise nach Asien hat mich rund 6000 Franken gekostet. Ich hätte auch weniger Geld ausgeben können. Aber ich habe mir alles gegönnt, und am Ende der Reise habe ich 15 Tage in einem luxuriösen Hotel übernachtet, wo die Nacht 50 Franken gekostet hat. Für eine Nacht in einem Hostel habe ich im Schnitt 15 Franken bezahlt.
So fühle ich mich
Völlig in Ordnung, ich habe von meinem früheren Nebenjob Geld auf der Seite. Zudem wusste ich, dass meine Eltern mich finanziell unterstützen würden, wenn es knapp wird. Ich habe alles, was ich brauche, um ohne Probleme über die Runden zu kommen und mir ab und zu einen gewissen Luxus zu leisten.
Aufgezeichnet von Katrin Reichmuth.
Hier finden Sie die bisherigen Folgen der Rubrik «Die Abrechnung».