Strassenbauerin Katja Moser (18) fand ihren Weg
«Die Berufsberatung hat mir gar nichts gebracht»

Die Thurgauerin Katja Moser wusste lange nicht, was sie werden soll. Entgegen den Empfehlungen von Lehrer und Berufsberater entschied sie sich für die Ausbildung als Strassenbauerin.
Publiziert: 10.08.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 17:23 Uhr
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Katja Moser: «Derzeit kann ich mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen.»
Foto: Toini Lindroos
Onur Ogul

Sie pflastert sich ihren Karriereweg selbst. Katja Moser (18) schloss letzte Woche ihre Lehre als Strassenbauerin ab. Sie konnte ihre Stelle bei der Firma Cellere behalten. «Ich kann nun weiter in meinem Traumberuf arbeiten», sagt Moser.

Die Berufswahl stellt eine der schwierigsten Entscheidungen für junge Menschen dar, wie BLICK berichtete. Oft lassen sich Jugendliche von ihren Eltern oder Lehrern beeinflussen, ohne dass sie selbst wissen, was sie wollen. Deshalb widmete das Schweizer Fernsehen mehrere Dok-Serien dem Thema. Auch Katja Moser war eine der Protagonistinnen. Doch bis sie ihren Traumberuf gefunden hatte, dauerte es etwas länger.

«Ich war eine gute Sekschülerin. Ich ging aber nie wirklich gerne zur Schule», sagt sie. Sie sei schon immer lieber draussen gewesen, brauche Bewegung, die sie sich etwa beim Reiten holt. «Für mich war ganz lange nicht klar, was ich werden will. Vielleicht weil ich nie einen konkreten Berufswunsch hatte.»

In der zweiten Sekklasse absolvierte Moser mehrere Schnupperlehren: als tiermedizinische Praxisassistentin, Logistikerin, Tiefbauzeichnerin sowie kaufmännische Angestellte. «Doch nichts hat mir so gut gefallen, dass ich es drei Jahre lang hätte machen wollen.»

Ein Besuch bei der Berufs­beraterin habe nichts gebracht. Die Beraterin habe ein Interessensprofil von ihr erstellt und versucht, sie zu einem Beruf zu überreden, den sie gar nicht wollte. Auch Mosers Seklehrer habe probiert, sie zu beeinflussen. «Mein Lehrer versuchte, mich zu überreden, weiter in die Kanti zu gehen. Das kam für mich nie in Frage.»

Als sie nicht mehr weiterwusste, riet ihr der Vater, sich einen Beruf auf dem Bau anzusehen. Er ist auch Strassenbauer. Die Eltern liessen allen fünf Töchtern freie Hand bei der Berufswahl, sagt ­Moser. Eine der vier Schwestern ist Velomechanikerin, eine andere Lehrerin, eine absolviert die Berufsmaturität, und die jüngste geht noch zur Schule.

Nachdem Moser eine fünftägige Schnupperlehre als Strassenbauerin gemacht hatte, war für sie klar: Sie will diesen Beruf lernen. Mosers Mutter hegte als Einzige in der Familie noch Zweifel. Regelrecht schockiert sei ihr Seklehrer gewesen. Doch ihren Entscheid habe sie noch nie bereut. «Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen.»

Später kann sie sich eine Weiterbildung zur Bauführerin vorstellen. Der Beruf erschöpfe Frauen halt doch schneller als Männer, sagt sie. Jetzt will sie aber erst einmal Erfahrung sammeln und Geld verdienen. Frauen mit Erfahrung nehme man auf der Baustelle ernster.

So wichtig ist der Bau

Der Lehrlingsmangel ist dramatisch. Dem Bau gehen Fachkräfte aus. Bereits werden Lehrlinge aus dem Ausland gesucht oder Flüchtlinge ausgebildet (BLICK berichtete). Dabei ist die Branche wichtig: Sie trägt sechs Prozent zum Bruttoinlandprodukt bei. Mit Gebäuden, Strassen, Tunneln und Infrastruktur für Wasser- und Stromversorgung sichert sie den hohen Schweizer Lebensstandard. Insgesamt arbeiten in 50 verschiedenen Berufen 327'000 Menschen beim Bau. 25'000 davon sind Lehrlinge.

Der Lehrlingsmangel ist dramatisch. Dem Bau gehen Fachkräfte aus. Bereits werden Lehrlinge aus dem Ausland gesucht oder Flüchtlinge ausgebildet (BLICK berichtete). Dabei ist die Branche wichtig: Sie trägt sechs Prozent zum Bruttoinlandprodukt bei. Mit Gebäuden, Strassen, Tunneln und Infrastruktur für Wasser- und Stromversorgung sichert sie den hohen Schweizer Lebensstandard. Insgesamt arbeiten in 50 verschiedenen Berufen 327'000 Menschen beim Bau. 25'000 davon sind Lehrlinge.

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