Darum gehts
Im Langzeitvergleich zeigen sich grosse Unterschiede bei der Höhe der Zinsen, die Banken auf Sparguthaben zahlen. In unsicheren Zeiten mit zum Teil hohen Schwankungen an den Börsen, wie wir sie aktuell erleben, ist das für viele wichtig – denn ihr Geld liegt oft auf einem Sparkonto. Der Zins auf dem Konto bestimmt, wie sich der Wert des Guthabens entwickelt – oder ob das Konto das Geld auffrisst.
Die grosszügigste Bank zahlt 75 Prozent mehr Zins als die knausrigste. Das belegt eine Erhebung unter neun grossen Schweizer Banken und zwei Online-Neobanken. Den Vergleich erstellte das Vergleichsportal Moneyland.ch für den Beobachter. Er berücksichtigt die Zinszahlungen seit dem Ende der Negativzinsen im September 2022.
183 Franken oder 104 Franken?
Wer damals auf einem gewöhnlichen Sparkonto 10’000 Franken liegen hatte und dieses Geld unangetastet liess, erhielt bis April 2025 bei Raiffeisen als Mitglied Fr. 182.62 Zins, bei der Bank Cler aber nur Fr. 104.39 – Raiffeisen zahlte also 75 Prozent mehr als die Bank Cler.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Neobanken nicht zwingend besser
Die Neobanken Yuh und Neon sind erst ab Januar 2024 im Vergleich berücksichtigt. Diese Onlinebanken funktionieren hauptsächlich über Apps. Yuh zahlte in dieser Phase mit Fr. 100.90 eher hohe Zinsen und Neon mit 60 Franken eher tiefe.
Ralf Beyeler von Moneyland.ch empfiehlt deshalb, das Geld auf mehrere Sparkonten zu verteilen: «Wer Geld auf einem Sparkonto lagern will, sollte prüfen, ein zweites oder drittes Sparkonto bei einer anderen Bank zu eröffnen, die im Langfristvergleich attraktive Zinsen zahlt und keine Gebühren fürs Sparen erhebt.»
Neben den Zinsen müsse man auch die Konditionen genau studieren. Um etwa Raiffeisen-Mitglied zu werden, muss man einen Anteilsschein von – je nach Raiffeisenbank – 200 bis 500 Franken zeichnen.
Postfinance nur bei Gebühren an der Spitze
Während der Negativzinsphase haben etliche Banken neue Gebühren eingeführt. Und nicht alle haben diese wieder abgeschafft. Bei Postfinance etwa kostet das Kontoset seither 60 Franken pro Jahr. Die Berner Kantonalbank verlangt 4 Franken pro Jahr fürs Sparkonto allein. Bei den anderen Banken im Vergleich sind die Sparkonti gratis.
Seit die Schweizerische Nationalbank im September 2022 den Leitzins über die Null-Prozent-Schwelle angehoben hat, sind 32 Monate vergangen. Der Leitzins kletterte zuerst auf 0,5 und dann auf 1,75 Prozent. Und begann ab Februar des letzten Jahres wieder zu sinken. Aktuell beträgt er nur noch 0,25 Prozent.
Banken erhielten 13,3 Milliarden Franken Zins
Dazu muss man wissen: Die Banken erhalten von der Nationalbank ihre Sichtguthaben zu diesem Zinssatz verzinst. Das gab es vor der Finanzkrise noch nicht. Die Nationalbank musste deshalb gemäss Geschäftsberichten den Banken in den letzten zwei Jahren 13,3 Milliarden Franken Zins auszahlen. Das liess die Gewinne vieler Banken explodieren.
Die Banken verweisen darauf, dass ihre Sparkonti neben dem Zins noch andere Vorteile böten. Einzelne Banken wie Valiant betonen, dass sie auch Spezialkonten mit höheren Zinsen führten, etwa für Neukunden oder für Kundinnen, die über einen längeren Zeitraum kein Geld abziehen.
Vergleich laut Banken unvollständig
Raiffeisen schreibt, dass über zwei Millionen Kundinnen und Kunden von der massiv höheren Verzinsung für Mitglieder profitierten. Die Luzerner Kantonalbank und Yuh betonen, dass sie mit attraktiven Zinsen einen Anreiz fürs Sparen setzen wollten.
Die Bank Cler verweist darauf, dass sie mit dem «Sparkonto Plus» und anderen Angeboten attraktive Möglichkeiten biete, die höher verzinst würden. Zudem vergüte man bis zum Kontostand von 500’000 Franken den vollen Zinssatz. Die Migros-Bank schreibt, der Zinssatz gelte bis zu einem Betrag von 100’000 Franken, während er bei anderen Banken teilweise nur für Guthaben von bis zu 50’000 Franken gelte.
Neon sagt, man gebe Zinserhöhungen wie Zinssenkungen der Nationalbank jeweils schnell weiter, der gewählte Zeitraum ab Januar 2024 sei deshalb verzerrt.