Spannung
Schweizer mögen Stromschläge

«Pavlok» versetzt dem Träger Stromschläge, wenn er nicht von schlechten Gewohnheiten ablässt. Das Armband ist in der Schweiz beliebt.
Publiziert: 09.07.2016 um 14:57 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:54 Uhr
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50 bis 450 Volt gegen Zigaretten, Fastfood und Co.
Foto: Pavlok
Vinzenz Greiner

In einer Woche aufhören zu Rauchen, in der Nase zu popeln, Fettiges zu essen? Kein Problem! Dies zumindest ist das Versprechen von «Pavlok«. Das ist ein elektronisches Armaband aus den USA – ein sogenanntes Wearable.

Pavlok schickt bis zu 450 Volt durch den Körper

Es funktioniert mit Stromschlägen: Zwischen 50 zu 450 Volt jagen kurz durch den Körper, wenn man einer Marotte oder schlechten Gewohnheit nachgeht. Damit orientiert sich das Armband an Ivan Pavlov – daher der Name. Der russische Mediziner und Verhaltensforscher hatte einst Hunde so konditioniert, dass ihr Speichel nicht erst beim Anblick des Fressens floss, sondern bereits wenn sie ein Glöckchen läuten hörten, das die Mahlzeit ankündigte.

Pavlov erhielt den Nobel-Preis für seine Erkenntnise, auf denen auch das Pavlok-System aufbaut: Die Verknüpfung von Reizen. Das Prinzip: Dem Griff zur Zigarette etwa folgt ein kurzer schmerzhafter Stromschlag vom Armband. Die Lust aufs Rauchen soll so vergehen.

Ein Armband, das weiss, ob man ein Casino betritt

Entweder kann man reumütig selbst auf einen Knopf drücken, wenn man mal wieder ein Stück Kuchen in den Mund schiebt. Oder aber das Gerät erkennt selbst die Marotte, wenn das Armband mit der entsprechenden App auf dem Smartphone verbunden ist.

Dann können etwa externe Sensoren erkennen, ob man die Kühlschranktüre öffnet oder die Hand zum Mund führt, um Nägel zu kauen. Per GPS weiss Pavlok auch, ob man ein Fastfood-Restaurant oder ein Casino betritt. Wenn man sich auf Social-Media-Plattformen herumtreibt, entgeht dem Armband mit entsprechender Plug-in für den Google-Browser «Chrome» auch nicht mehr.

Konditioniert wie bei einer Ohrfeige

Auf Social Media entstand auch die Idee. Pavlok-CEO Maneesh Sethi (28) hatte eine Frau angeheuert, die ihm jedes Mal eine Ohrfeige verpasste, wenn er die Facebook-Seite besuchte – so zumindest die Firmen-Erzählung. 2013 dann gründete Sethi Pavlok in Boston, sammelte im Folgejahr über eine Crowdfunding-Plattform 280'000 US-Dollar für sein Start-Up ein.

Im August 2015 begann der Verkauf auch in der Schweiz. Über 10'000 US-Dollar hat Sethi bei uns schon mit den Wearables umgesetzt. Zum Vergleich: in Deutschland sind es bisher 40'000 Dollar Umsatz. Ob die Beiebtheit mit zwinglianischer Enthaltsamkeit und Arbeitsmoral zu erklären sei? «Wir sind uns kultureller Tendenzen in der Schweiz nicht bewusst», so Sethi auf Anfrage. Vielleicht würden die Deutschen den Schweizern ja Pavlok weiterempfehlen.

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