Sonst gibts kein Geld mehr
Krankenkasse zwingt Patientin zum Abnehmen

Die Behandlung der Muskel-Krankheit Morbus Pompe kostet je nach Körpergewicht des Patienten jährlich zwischen 300'000 und 500'000 Franken. Die Krankenkasse Concordia geht deshalb einer Versicherten an die Pfunde.
Publiziert: 17.02.2015 um 10:51 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:06 Uhr

Eine bei der Krankenkasse Concordia versichterte Frau ist auf das Medikament Myozyme angewiesen. Eine Nicht-Behandlung ihrer Krankheit könnte im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Patientin nicht mehr selbständig atmen kann.

Doch die Therapie der seltenen Muskelkrankheit Morbus Pompe ist äusserst kostspielig – das Medikament kostet je nach Körpergewicht des Patienten zwischen 300'000 und 500'000 Franken pro Jahr.

Um Kosten zu sparen, forderte die Concordia die Frau auf, innert 20 Monaten sechs Kilo abzunehmen. Obwohl die Patientin auf einen Rollstuhl angewiesen ist und keinen Sport treiben kann, reduzierte sie ihr Gewicht in der verlangten Frist von 90 auf 84 Kilo.

Wie der «Tages-Anzeiger» heute Dienstag berichtet, war dies für die Concordia jedoch nur «ein Schritt in die richtig Richtung». Jetzt soll die Frau noch mehr abnehmen. «Im Rahmen der Schadenminderung erwarten wir von Ihnen eine weitere Gewichtsabnahme von 6 Kilo», heisst es in einem Brief der Krankenkasse. Eine Gewichtsreduktion sei medizinisch sinnvoll und «für Sie gemäss Beurteilung unserer Vertrauensärztin zumutbar».

Concordia droht mit Konsequenzen 

Falls die Patientin das vorgegebene Ziel von 78 Kilo innert neun Monaten nicht erreicht, droht die Concordia mit Konsequenzen: Falls die Frau dann immer noch schwerer sei, werde die Kasse nur noch die Kosten für eine auf 78 Kilo abgestimmte Dosierung übernehmen. «Dadurch könnten erhebliche Restkosten zu Ihren Lasten anfallen», heisst es weiter.

Im Klartext bedeutet dies: Wiegt die Patientin nach neun Monaten immer noch 84 Kilo, muss sie für den Restbetrag von 35'000 Franken selber aufkommen.

Der behandelnde Neurologe Kai Rösler vom Berner Inselspital kritisiert das Vorgehen der Concordia: «Gerade aus medizinischer Sicht ist die Forderung unseriös.» Denn bei dieser Krankheit müsse unbedingt vermieden werden, dass der Patient beim Abnehmen Muskelmasse abbaue.

Grundsätzlich ist Rösler aber kompromissbereit. Der Arzt hat für die Behandlung der Patientin einen Ernährungsberater hinzugezogen. «Wir sind bereit, unseren Beitrag zu tieferen Kosten zu leisten, solange dies aus medizinischer Sicht sinnvoll ist.» (noo)

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