So wenig Atomstrom wie seit 1984 nicht mehr
AKW-Stillstand kostet 600 Mio Franken

Hunderte von Millionen von Franken sind in den Schweizer Atomkraftwerken Beznau 1 und Leibstadt bisher verbrannt worden. Denn sie stehen still. Nicht nur die Menge an Atomstrom sinkt, sondern auch der Glaube an die Atomkraft.
Publiziert: 22.12.2017 um 17:04 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:40 Uhr
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Wieder vom Netz: Das Kernkraftwerk Leibstadt.
Foto: CHRISTIAN BEUTLER/KEYSTONE
Vinzenz Greiner

Es war ein kurzes Gastspiel: Am Montag ging das Atomkraftwerk (AKW) Leibstadt wieder ans Netz. Noch in der gleichen Woche am Donnerstagmittag schaltete sich der Reaktor wieder ab – wegen eines technischen Problems.

Leibstadt war grade erst aus der Revision gekommen. Diese wurde auf drei Monate verlängert, weil falsche Brennstäbe geliefert worden waren. Von August 2016 bis Februar 2017 stand das Werk auch schon still. Produziert das AKW keinen Strom, verpufft täglich eine Million Franken, weil viele Betriebskosten trotzdem anfallen. Seit 2016 summieren sich die Stillstandskosten auf rund 294 Millionen Franken.

Beznau 1 erst im Februar wieder am Netz?

Beznau 1 produziert seit März 2015 keinen Strom. Bei einer Umrüstung entdeckte man Risse im Reaktormantel. Betreiberin Axpo plant nun konservativ: Am 28. Februar 2018 soll Beznau 1 endlich wieder ans Netz. Die Kosten des Stillstands beziffert der Enegiekonzern bisher auf 300 Millionen Franken.

Mit den Stillständen in Beznau 1 und Leibstadt wurden also bisher insgesamt rund 594 Millionen Franken verbrannt.

Das Vertrauen in die Atomenergie sinkt.
Foto: Infografik

Erstmals so wenig Atomstrom wie Anfang der 80er

Wegen der kalten Atommeiler werden heuer, so eine Schätzung des Nuklearforums, nur noch 19,2 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert – erstmals seit 1984 wieder weniger als 20 Milliarden Kilowattstunden Atomstrom.

Nicht nur die Atomstromproduktion sinkt, auch der Glaube an die Kernenergie nimmt ab. Immer weniger Menschen finden, dass die bestehenden AKW notwendig sind für die Stromversorgung der Schweiz. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage vom Branchenverband Swissnuclear. Seit 2013 sank der Glaube an die Kernkraft stetig – bis auf zuletzt 54,6 Prozent.

So dreckig ist unser Strom

Zwei von drei Kilowattstunden der grössten Schweizer Energiekonzerne stammen aus Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerken. Das besagt das «Dreckstromranking 2016» der Schweizerische Energie-Stiftung (SES), das BLICK exklusiv vorliegt.

Dafür hat die atom- und kohlekritische Stiftung den Strommix analysiert, den Alpiq, Axpo, BKW und Repower im In- und Ausland 2016 produzierten. Demnach stammte nur 3.6 Prozent ihres Stroms aus Windenergie.

Wasserkraft mache bei der Axpo ein Viertel aus, bei der BKW ein Drittel, so SES-Projektleiter Felix Nipkow. Axpo und Alpiq belasten laut SES die Umwelt am stärksten.

Zwei von drei Kilowattstunden der grössten Schweizer Energiekonzerne stammen aus Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerken. Das besagt das «Dreckstromranking 2016» der Schweizerische Energie-Stiftung (SES), das BLICK exklusiv vorliegt.

Dafür hat die atom- und kohlekritische Stiftung den Strommix analysiert, den Alpiq, Axpo, BKW und Repower im In- und Ausland 2016 produzierten. Demnach stammte nur 3.6 Prozent ihres Stroms aus Windenergie.

Wasserkraft mache bei der Axpo ein Viertel aus, bei der BKW ein Drittel, so SES-Projektleiter Felix Nipkow. Axpo und Alpiq belasten laut SES die Umwelt am stärksten.

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