Sie gehören zu den zahlungskräftigsten Kunden
Weniger arabische Touristen in der Schweiz

Ausländische Konkurrenz und internationale Krisen schaden dem arabischen Tourismus in der Schweiz. Trotzdem ist die Branche optimistisch.
Publiziert: 01.01.2018 um 13:46 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:40 Uhr
Dieses Bild war 2017 seltener: verschleierte Touristinnen in Interlaken. (Archivbild)
Foto: PETER KLAUNZER
Florian Wicki

Sie gehören zu den zahlungskräftigsten Touristen und sind ein wichtiges Kundensegment des Tourismusstandorts Schweiz. Doch dieses Jahr kamen deutlich weniger von ihnen hierher – arabische Touristen.

Véronique Kanel von Schweiz Tourismus bestätigt, dass die sogenannten Hotellogiernächte von Touristen aus den Golfstaaten 2017 gesunken sind: «Allgemein sind die Logiernächte dieser Gäste 2017 um 4.4 Prozent im Vergleich zu 2016 zurückgegangen.»

Schuld ist die Katarkrise

Ein Grund dafür sei die Katarkrise, sagt sie: «Die wirkt sich vor allem auf das Reiseverhalten der Katarer aus.» Im Frühsommer hatte Saudiarabien dem Emirat  vorgeworfen, terroristische Gruppen zu unterstützen. Daraufhin hatten Saudiarabien, Ägypten, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate die diplomatischen Beziehungen zu Katar ausgesetzt und Sanktionen verhängt.

Beispielsweise durfte die nationale Fluglinie «Qatar Airways» nicht mehr in anderen Golfstaaten starten und landen. «Diese günstigen Flüge, etwa ab Saudiarabien nach Europa fallen nun weg», so Kanel. «Das trifft vor allem die Mittelschicht, bei der Flugpreise eine grössere Rolle spielen.»

Véronique Kanel, Sprecherin von Schweiz Tourismus.
Foto: Twitter

Der Rückgang der arabischen Touristen macht sich in der Erfolgsrechnung bemerkbar, wie Kanel erklärt: So hätten Touristen aus den Golfstaaten zwischen Januar und Oktober 2017 rund 17 Millionen Franken weniger in die Kasse gespült als im Vorjahr. «In der Schweiz geben Gäste aus den Golfstaaten im Laufe ihres Aufenthaltes von allen Touristen am meisten Geld aus: Die Tagesausgaben betragen 430 Franken pro Person.» Andere ausländische Reisende gäben durchschnittlich 180 Franken pro Tag aus, Schweizer gar nur 160 Franken.

18 Prozent weniger in Interlaken

Besonders zu spüren bekam den Rückgang die Region Interlaken, wie Christoph Leibundgut von Tourismus Interlaken sagt: «Bei uns in Interlaken beläuft sich der Rückgang auf minus 18 Prozent.»

Das liegt gemäss Leibundgut auch daran, dass viele Touristen aus dem arabischen Raum inzwischen nach Georgien oder Armenien reisen würden: «Diese Länder sind deutlich näher und billiger und konkurrenzieren den Schweizer Tourismusstandort damit enorm.»

Mehr Koreaner und Inder

Und doch sei die Bilanz Ende 2017 auch für Interlaken positiv. Geholfen haben Indien und Korea – aus diesen beiden Ländern kamen jeweils über 20 Prozent mehr Gäste als im Vorjahr. «Sie haben sicher einen grossen Anteil, dass der Rückgang aus dem arabischen Raum abgefangen werden konnte», so Leibundgut, der sich zudem uns über mehr Gäste aus den USA, Kanada, Australien und Neuseeland freuen durfte.

Besonders stolz ist Leibundgut aber auf die Zahlen des inländischen Tourismus: «Es übernachteten bis Ende November fast zehn Prozent mehr Schweizer in Interlaken als in der Vorjahresperiode.» Diese zehn Prozent seien besonders wichtig, da die Schweizer nach wie vor die grösste Gästegruppe in Interlaken bildeten.

Araber stehen auf Kombi-Reisen

Auch bei den Gästen aus den Golfstaaten ist Hopfen und Malz noch nicht verloren. Die Schweiz sei dort nach wie vor eine sehr begehrte Destination, wie Kanel erinnert: «Zwischen 2005 und 2016 wuchsen die Hotellogiernächte der Gäste aus den Golfstaaten um 280 Prozent.»

Diese Reisenden verbänden auf einer Reise in die Schweiz zudem Geschäftsangelegenheiten, Bildung sowie Medizin- und Freizeit-Tourismus. Dementsprechend seien touristische Anbieter in der Schweiz auch gefordert, vermehrt solche Kombinationsangebote im Portfolio zu haben. Sowohl Kanel wie auch Leibundgut rechnen überdies mit einem erfolgreichen Tourismusjahr 2018.

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