Nicht nur in den Städten, sondern auch in der virtuellen Welt gibts das Lädeli-Sterben. Jetzt trifft es offenbar den Schweizer Shopping-Club Fashion-Friends, das auf seiner Website mit «täglich neuen Verkaufsaktionen» und «Rabatten bis zu 70 Prozent» wirbt.
Den Mitarbeitern des Shopping-Portals für Marken-Kleider und -Schuhe in Langenthal BE droht eine Massenentlassung. Ein entsprechendes Schreiben, das letzte Woche per Einschreiben an die Fashion-Friends-Angestellten versendet wurde, liegt der «Nordwestschweiz» vor.
Die Zeitung zitiert daraus auf ihrer Homepage: «Die wirtschaftliche Ertragsfähigkeit müsse bereits kurzfristig verbessert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Gesellschaft zu erhalten und nachhaltiges Agieren auch zukünftig zu ermöglichen.»
Maximal 68 Jobs stehen auf der Kippe
Weiter werde derzeit geprüft inwiefern Logistik und Lager von der Schweiz ins Zentrallager der deutschen Firma in Poing bei München verlagert werden könnten.
Laut «Nordwestschweiz» erklärt das deutsche Modehaus im Schreiben indes, mit welchen Folgen zu rechnen sei, und zwar mit «der Kündigung der Arbeitsverhältnisse der maximal 68 der rund 99 in der Regel beschäftigten Mitarbeiter innerhalb eines Zeitraums von 30 Tagen». 18 Personen befänden sich bereits in gekündigtem Verhältnis.
Besonders dreist: Die Angestellten sind angehalten, innert zwei Wochen Verbesserungsvorschläge einzureichen, um ihre Kündigung zu verhindern, heisst es.
Konsultationsverfahren läuft
Derzeit läuft ein Konsultationsverfahren bis 17. Juni, wie die Berner Volkswirtschaftsdirektion bekannt gibt. Alfredo Schilirò, Sprecher von Fashion Friends, bestätigt den Bericht über das laufende Verfahren und räumt ein: «Erst nach definitivem Entscheid über den potenziellen Stellenabbau – voraussichtlich Ende Juni – werden weitere Schritte eingeleitet.»
Das Geschäftsprinzip der Onlineplattform ähnelt dem eines Outlet-Centers: Es bietet über eine Zeitdauer von wenigen Tagen wechselnde Aktionen mit Marken-Ware an. Allerdings: Laut Insiderinformationen hat das Unternehmen im April das Warenlager heruntergefahren und die Kampagnen gedrosselt. Für die Mitarbeiter ist es so aber kaum möglich, die Schieflage des Unternehmens auszubügeln.
Der Shopping-Club erhielt am 1. April einen neuen Besitzer. Das Medienhaus Tamedia verkaufte die Onlineplattform an das deutsche Modehaus Schustermann & Borenstein. Fashion Friends hatte im 2015 einen Umsatzrückgang hinnehmen müssen. (uro)