Richard Ridinger, der die Geschicke des Pharmazulieferers und Feinchemikalienherstellers während sieben Jahren erfolgreich geleitet hat, tritt auf eigenen Wunsch zurück. Etwas in den Hintergrund traten die ebenfalls am Mittwoch kommunizierten finanziellen Kennzahlen.
Ridinger wird bereits in vier Wochen von Marc Funk abgelöst, dem Chef der Lonza-Division Pharma & Biotech. Funk leitet die Sparte seit 2014 und führte diese nach einer Restrukturierung zu starkem Wachstum und einer sehr hohen Profitabilität. Diese Erfahrung hat ihn nach Ansicht von Ridinger sehr gut auf seine neue Aufgabe vorbereitet.
«Er ist für mich der denkbar geeignetste Nachfolger», erklärte dieser in Basel vor den Medien. Funk könne die nächsten Wachstumsschritte der Lonza ohne Einarbeitungszeit anpacken. «Das ist ideal», sagte Ridinger.
Erfolgsausweis
Ridinger trat im Mai 2012 in eine schlingernde Lonza ein. Sein Vorgänger Stefan Borgas war wenige Monate zuvor entlassen worden. Pharmafirmen, für die Lonza Wirkstoffe herstellt, verschoben ihre Aufträge oder stornierten sie gar ganz, was einige «Gewinnwarnungen» nach sich zog. Dazu kam der starke Franken, der das Werk in Visp im Kanton Wallis belastete.
Gescheitert war Borgas aber vor allem an den Erwartungen, die er geschürt hatte, danach aber nicht erfüllen konnte. Unter Ridinger gelang der operative und finanzielle Turnaround - nicht zuletzt dank einer stärkeren Kunden- und Marktorientierung der Geschäfte. Ein wichtiger Baustein war auch die Sanierung des wichtigsten Lonza-Standorts Visp.
Ridingers Erfolgsausweis kann sich sehen lassen: War 2011 Lonzas Gewinn noch um fast die Hälfte auf noch 154 Millionen Franken abgesackt, kommt das Unternehmen sieben Jahres später auf einen Überschuss von 659 Millionen. Und der Umsatz hat sich in dieser Zeit von knapp 2,7 Milliarden auf über 5,5 Milliarden Franken verdoppelt.
Jurist folgt Chemiker
Der scheidende Lonza-Chef teilt die Blumen mit seinem Nachfolger: «Marc Funk hat mich während diesen sieben Jahren begleitet und mir insbesondere geholfen, den Turnaround im Pharmabereich durchzuführen.» Dessen Situation war seinerzeit «völlig desolat», erklärte Ridinger im Gespräch mit AWP. «Wir haben den Bereich zusammen aufgeräumt und Marc hat ihn weiterentwickelt», sagte Ridinger.
Damit folgt bei Lonza auf den gelernten Chemie-Ingenieur Ridinger (60) aus Deutschland der zwei Jahre jüngere Jurist Funk aus Genf. Dieser will Lonza zwar in seinem eigenen Stil leiten, an der strategischen Marschrichtung werde sich aber nicht viel ändern, wie Funk am Rande der Medienkonferenz AWP erklärte.
Wörtlich sagte er: «Qui trop embrasse mal étreint» - «wer zu viel küsst, umarmt schlecht». Damit will Funk zum Ausdruck bringen: Lonza bleibt fokussiert. In den nächsten Jahren stehen grosse Investitionsprojekte an - zum Beispiel im Wallis. Da seien weitere grosse Akquisitionen auf absehbare Zeit ausgeschlossen.
«Verstehe sogar den Walliser Dialekt»
Ridinger blickt auf «sieben sehr interessante Jahre» zurück, freut sich aber auch auf seine neuen Aufgaben, die er künftig vor allem im nicht-exekutiven Bereich sieht. Ein wichtiges Fazit aus seiner Lonza-Zeit: Investiert man in die richtigen Geschäftsmodelle, ist die Schweiz auch ein hervorragender Produktions-Standort.
«Ich verstehe inzwischen sogar ganz gut den Walliser Dialekt», erklärte Ridinger nicht ohne Stolz. Bei seiner ersten Werksführung in Visp vor sieben Jahren habe er noch kein einziges Wort verstanden.
Und eines habe er ebenfalls schnell gelernt: «Die Verantwortung der Lonza geht im Wallis weit über das Werk und den Standort hinaus.» Und dieses Gefühl der Verpflichtung teile er mit seinem Nachfolger. «Ich werde nicht ganz aus der Schweiz verschwinden», versprach der scheidende Lonza-Chef etwas wehmütig.
Auch die Börse trauerte dem Erfolgsgaranten der letzten Jahre offensichtlich nach: Knapp 90 Minuten vor Handelsende büssten die Lonza-Valoren rund 8 Prozent ein. (SDA)