Seilbahnbetreiber über die gespenstische Stille in den Bergen
«Corona-Schock sitzt viel tiefer als Frankenschock»

Der abrupte Abschluss der Wintersaison 2019/20 erschüttert die Bergbahnbetreiber. Sie rechnen nun auch mit einem sehr schwachen Sommergeschäft, auch wenn die Corona-Krise sich abflachen würde.
Publiziert: 30.03.2020 um 12:04 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2020 um 11:06 Uhr
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Berno Stoffel, designierter Präsident von Seilbahnen Schweiz, sieht die Branche in einem Schockzustand.
Foto: Sobli
Ulrich Rotzinger, Sven Zaugg

Bis im letzten Monat gings für die Schweizer Bergbahnen noch aufwärts. Von Saisonstart bis Ende Februar 2020 waren fast 11 Prozent mehr Gäste auf den Pisten als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Die Zahlen für März hat der Branchenverband Seilbahnen Schweiz (SBS) noch nicht beisammen.

Klar ist: Der vorzeitige Saisonschluss am 14. März erschüttert die Betreiber bis ins Mark. Er reisst Millionenlöcher in die Kassen. «Für einige könnte es gar existenziell werden», heisst es beim SBS. Die Polster seien bei verschiedenen Betrieben massiv geschrumpft.

Erste Betreiber wie die Titlis Bergbahnen melden Kurzarbeit für die gesamte Belegschaft an. Nach ersten groben Schätzungen rechnet der Verband Bergbahnen Graubünden (BBGR) mit einem Verlust bei den Transporterträgen in Höhe von rund 32 Millionen Franken.

Abrupter Stillstand

Berno Stoffel (50), designierter Direktor von Seilbahnen Schweiz, sagt: «Zahlreiche Bergbahnbetreiber stehen unter Schock.» Das abrupte Saison-Aus vom einen auf den anderen Tag Mitte März habe die Branche «völlig unerwartet» getroffen.

Stoffel, der aktuell die Walliser Bergbahnen präsidiert und der Organisation Grächen Tourismus vorsteht, spricht von einer «gespenstischen Ruhe» an den Talstationen. Kein Surren von Drahtkabeln, kein Rattern von Sesseln beim Passieren der Stahlträger. Angestellte, die nicht zu Hause sitzen, nutzen die Zeit für Revisionsarbeiten, Ab- und Aufräumen, berichtet Stoffel.

Schwaches Sommergeschäft

Besorgt ist er beim Gedanken an die Sommersaison. «Der Corona-Schock sitzt viel tiefer als der Frankenschock», sagt Stoffel. Auch wenn der Bund die Massnahmen wieder lockert, den Bahnen die Betriebsbewilligung erteilt und der Coronavirus nicht mehr täglich in den Medien ist, kommen die Touristen nicht sofort automatisch zurück.

Im Mai zum Beispiel beginnt für die Ausflugsberge normalerweise eine sehr starke Saison im Geschäft mit Gästen aus China, Indien und Co. «Diese Saison wir praktisch nicht stattfinden», sagt Stoffel. Mitte Juni startet dann für klassische Destinationen die Saison. Auch hier erwartet er magere Umsätze. Vielerorts werde man sich den Gürtel massiv enger schnallen müssen.

Seilbahnen Schweiz spricht von ersten Signalen aus der Branche, dass geplante Investitionen nun in die Zukunft verschoben würden.

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