Schwere Vorwürfe gegen Verarbeiter
Milchbauern werden um Käsezulagen geprellt

Wer seine Milch für die Käseproduktion abliefert, erhält dafür eine Zulage. Nur landet ein Teil dieser Gelder nicht bei den Bauern, sondern bei den Käseproduzenten. Das ist gegen das Gesetz und soll sich ändern.
Publiziert: 31.08.2019 um 17:11 Uhr
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Der Bund unterstützt die Produktion von Schweizer Käse.
Foto: Keystone
Christian Kolbe

Die Sache wäre eigentlich ganz einfach: Für jedes Kilo Milch, das für die Käseproduktion verwendet wird, gibt es einen Zustupf. Das Ziel: Schweizer Käse gegenüber Import-Käse wettbewerbsfähiger zu machen, die Herstellung von Schweizer Käsespezialitäten zu fördern. Dieser Zustupf nennt sich Verkäsungszulage, betrug bis Ende letzten Jahres 15 Rappen pro Kilo. Neu gibt es noch 10,5 Rappen pro Kilo.

Das Problem: Die Verkäsungszulage fliesst über Umwege zu den Bauern. Denn das Geld fliesst erst in die Kassen der Milchverarbeiter, landet also bei Käsereien und grossen Käseproduzenten wie Emmi, Cremo oder Elsa. Diese sind verpflichtet, die Verkäsungszulage an den einzelnen Milchbauern weiterzuleiten. 

Bis zu einer Milliarde Franken versickert 

Das zweite Problem: Nur 60 Prozent der Gelder landen auch wirklich bei den Bauern. Das zeigt eine Studie aus dem Jahr 2014, die die Bäuerliche Gewerkschaft Uniterre zitiert. Der Rest versickert irgendwo in der Agrarindustrie. Das heisst, 30 Prozent gehen an die Verarbeitungsbetriebe, 10 Prozent müssen gar als Verlust abgeschriebem werden, wie die Studie zeigt. 

Auch wenn es eine kühne Rechnung ist, und Uniterre sie selbst als «Milchbüchlein-Rechnung» bezeichnet: Seit Einführung der Verkäsungszulage im Jahr 1999 sei gegen eine Milliarde Franken nicht bei den Bauern, sondern bei den Verarbeitern gelandet, schreibt die Bauerngewerkschaft. 

Das dritte Problem: Die ganze Auszahlungspraxis ist gesetzeswidrig, wie der «Schweizer Bauer» in der Samstagsausgabe schreibt und auf ein Bundesgerichtsurteil verweist, das zwei Milchbauern im Zusammenhang mit dem Konkurs einer Käserei erstritten haben. 

«Organisierte Veruntreuung»

Im «Schweizer Bauer» sagt Mathias Stalder, Sekretär von Uniterre: «Es geschah hier eine organisierte Veruntreuung der Steuergelder, die laut Gesetz für die Milchproduzenten bestimmt sind.» Und weiter: «Von dieser widerrechtlichen Praxis haben insbesondere die grossen Molkereien profitiert.»

Immerhin: Ab 2021 soll die Praxis geändert werden, das Käse-Geld direkt an die Milchbauern fliessen. Trotzdem fordert Uniterre nun eine transparente Aufarbeitung der Vorgänge und personelle Konsequenzen. 

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