Schweizer verdienen, lokale Bevölkerung leidet
Unser dreckiges Geschäft mit Gold

Gold boomt wieder. Die Schweiz ist dick im Geschäft. Doch wo Minen stehen, leidet die Bevölkerung unter Umsiedlung und schlechter Wasserversorgung. So etwa im afrikanischen Burkina Faso, wie eine heute veröffentlichte Studie zeigt.
Publiziert: 15.02.2016 um 11:21 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:30 Uhr
Arbeiter in der Alga-Goldmine in Burkina Faso.
Foto: Meinrad Schade / Fastenopfer (ZVG)
Onur Ogul

Da verblasst der Glanz. So schön und edel Gold auch glitzert, in der Produktion werden immer wieder Missstände aufgedeckt.

Nun prangern die Hilfsorganisationen «Brot für alle» und «Fastenopfer» Menschenrechtsverletzungen wegen der Goldgewinnung an. Das besonders am Beispiel der Firma Metalor mit Sitz in Neuchâtel.

Laut einer Studie, welche die Organisationen heute veröffentlichen, leidet die Bevölkerung im westafrikanischen Burkina Faso unter den Goldminen, von denen das Schweizer Unternehmen Metalor das Gold bezieht.

Weniger Land für Bevölkerung

Seit 2009 seien rund 14'000 Menschen rund um die Minen Essakane und Bissa umgesiedelt worden. Die Goldmine Kalsaka stellte im Sommer 2015 die Produktion ein. Ungeklärt bleibe, was mit den hochgiftigen Zyanidabfällen geschehe, welche bei der Goldproduktion entstanden, so die Studienautoren. Von Essakane bezieht Metalor heute noch das Gold.

Für die Studie interviewten die Organisationen vor allem Frauen aus der betroffenen Region. Demnach hat die Bevölkerung seit den Umsiedlungen bedeutend weniger fruchtbares Land zur Verfügung und der Zugang zu Weideland für ihre Tiere sei erschwert.

Zerfall der Gesellschaft

Familien müssten sich laut dem Bericht verschulden, um sich überhaupt noch ernähren zu können. Ein weiteres Problem sei die Wasserversorgung. Manche Dörfer hätten keine eigene Wasserquelle mehr, was die Beschaffung von Wasser teuer und mühsam mache.

Weil Männer weite Strecken zurücklegen müssten, um überhaupt Arbeit zu haben, laste auf den Frauen, die zu Hause bleiben, viel Druck. Auf soziale Netze können sie sich laut eigenen Aussagen nicht mehr verlassen, weil diese durch die Umsiedlungen geschwächt wurden. Ein herber Verlust für ein Land, wo die Grossfamilie ein wichtiger Pfeiler der Gesellschaft darstellt.

Schweiz weltweit führend im Goldgeschäft

Die Schweiz spielt bei der Misere der lokalen Bevölkerung eine massgebende Rolle. Sie ist weltweit führender Verarbeitungsplatz für Gold. Vier der zehn grössten Goldraffinerien der Welt befinden sich hier. Sie verarbeiten 70 Prozent des weltweit produzierten Goldes.

Vom Gold aus Burkina Faso werde laut Mitteilung der Hilfsorganisationen gar 90 Prozent in der Schweiz raffiniert. Deshalb verlangen die Studienautoren von den Verarbeitern auch die Übernahme von Verantwortung, was Menschenrechte angeht.

Kontrollen nur freiwillig

Sie kritisieren, dass sich Unternehmen, wie Metalor, hinter staatlichen Lizenzen verstecken. Die Verarbeiter bringen diese immer wieder als Garantie vor, dass alles mit rechten Dingen zugehe.

Zudem sei es ein Problem, dass sich die Goldbranche selbst ihre Richtlinien für ethisch gefördertes und rückverfolgbares Gold gibt. Die Prozesse zur Überprüfung sind laut Studie intransparent und für Aussenstehende nicht nachvollziehbar.

«Eingeschränkte und parteiische Recherchen»

Metalor bezeichnet die Vorwürfe in einer Stellungnahme auf seiner Homepage als inakzeptabel. Die Firma halte in Burkina Faso die Gesetze ein, aber auch die Standards internationaler Organisationen und interne Richtlinien. Sie respektiere die Menschenrechte. Metalor wirft den Hilfswerken intransparente und «sehr eingeschränkte und parteiische Recherchen» vor.

Schutz von Menschenrechten nicht garantiert

Die Schweizer Politik trage hier eine Mitschuld, klagen die Hilfsorganisationen. Die gesetzlichen Regelungen verlangen lediglich, dass die Herkunft des Goldes nachvollziehbar sein muss. Den Schutz der Menschenrechte vor Ort verlangt das Gesetz nicht. Eine Verpflichtung zur Kontrolle der Einhaltung von Menschenrechten hätten Schweizer Schmelzereien tatsächlich nicht, bestätigte erst kürzlich auch der Bundesrat.

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