Darum gehts
- Goldene Visa boomen in der Schweiz, 496 Personen besitzen aktuell eines
- Kantone entscheiden über Vergabe und Steuerbetrag für Aufenthaltsbewilligung
- Tessin stellte mit 238 die meisten Goldene Visa seit 2008 aus, gefolgt von Genf
«Goldene Visa» boomen – auch in der Schweiz. Das spezielle Geschäftsmodell, Reiche aus fernen Ländern mit einer Aufenthaltsbewilligung anzulocken, verfolgen wir hierzulande bereits seit 2008. Derzeit besitzen 496 Personen ein goldenes Visum, wie Zahlen des Staatssekretariats für Migration von Ende April zeigen. Das sind 92 Personen mehr als noch vor zwei Jahren, eine Zunahme von 22 Prozent in nur kurzer Zeit.
Möglich macht das ein Gesetz. So können sich Angehörige aus Drittstaaten (also alle ausserhalb EU und EFTA) aus sogenannten «wichtigen öffentlichen Interessen» in der Schweiz unbegrenzt niederlassen. Dazu gehören kulturelle Anliegen, staatspolitische Gründe oder Strafverfahren. Der Hauptgrund hat allerdings ein finanzielles Motiv: Wer bereit ist, einen gewissen jährlichen Betrag in die Steuerkasse einzuzahlen, darf in der Schweiz bleiben, obwohl er die formalen Kriterien eigentlich nicht erfüllt.
Welche Kantone verteilen am meisten?
Das Portemonnaie ist also der entscheidende Faktor. Dabei entscheiden die Kantone, welche Personen sich das Bleiberecht kaufen dürfen. Sie legen auch die Höhe des zu leistenden, jährlichen Steuerbatzens fest. Kein Wunder unterscheidet sich die Anzahl ausgestellter «Goldener Visa» je Kanton massiv. Blick hat die Daten des Staatssekretariats für Migration seit der Einführung des Gesetzes ausgewertet.
Und dabei zeigt sich: Das Tessin stellte am meisten «Goldene Visa» aus. Innerhalb der 17 Jahre waren es 238, dabei 57 alleine im ersten Jahr! Allgemein hat sich die Situation seit 2015 aber entspannt. «Dies, weil die Zuwanderung von wohlhabenden Personen aus Nicht-EU-Ländern abgenommen und das Tessin an Attraktivität eingebüsst hat», sagt der Kanton Tessin selbstkritisch auf Blick-Anfrage.
Genf und Wallis legen zu
Auch der Kanton Genf war mit 216 ausgestellten Bleiberechten besonders grosszügig – das auf konstant hohem Niveau. Die Gründe dafür möchte das Generalsekretariat nicht verraten, gesteht aber: «In den meisten Fällen liegt der Aufenthaltserteilung ein wesentliches steuerliches Interesse zugrunde.» In den letzten zwei Jahren nahm die Anzahl mit 24 und 20 «Goldene Visa» zudem stark zu.
So geschehen auch im Wallis – 30 Zuzüge aus «wichtigen öffentlichen Interessen» verzeichnet der Kanton in den letzten zwei Jahren. «Der Anstieg der Zahl der Steuerpflichtigen ist höchstwahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass britische Staatsangehörige seit dem Brexit nicht mehr als EU-Bürger gezählt werden, was ab dem Jahr 2020 zu einem Anstieg der Zahlen für Drittstaaten führt», richtet der Alpenkanton aus. Die steuerliche Hürde steht im Wallis bei 287’000 für unter 55-Jährige und bei 201'000 Franken für Ältere als 55 Jahre.
Wie teuer sind die Visa?
Ganze elf Kantone haben wiederum weniger als zehn «Goldene Visa» ausgestellt. Die Höhe des jährlichen Steuerbeitrags ist zudem nur teilweise entscheidend, in welchen Kantonen sich Personen öfters eine Aufenthaltsbewilligung kaufen. Mit einer Steuerrechnung von 200'000 Franken ist ein Visum im Aargau eher billig, in Obwalden kostet es 250'000.
In Zug sind es 300'000 Franken – hier hat der Kanton bisher 77 Gesuche bewilligt. In Bern muss der Steuerbetrag bereits 500'000 Franken hoch sein, im Tessin 815'000 Franken und in Zürich ist das «fiskalische Interesse» erst ab einer ganzen Kiste erfüllt.