Schummel-Software weiterentwickelt?
VW-Bschiss wird immer bschissener

VW hat offenbar die Abgas-Software immer weiterentwickelt. Selbst dann, als die US-Behörden den Konzern mit zu hohen Abgas-Werten konfrontiert haben.
Publiziert: 11.03.2016 um 16:03 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:49 Uhr
VW soll die Bschiss-Software immer weiterentwickelt haben.
Foto: KEYSTONE/EPA DPA FILE/JULIAN STRATENSCHULTE

Der Abgas-Skandal weitet sich aus. Laut Recherchen von NDR, WDR und der «Süddeutschen Zeitung» hat VW die Schummel-Software noch weiterentwickelt – und das als bereits bekannt war, dass die US-Umweltbehörde den Konzern im Visier haben. 

Dem Bericht zufolge hat der Autobauer die Software zum Jahreswechsel 2014/2015 überarbeitet. Nach dem Update verfügte die Motorsteuerung über eine Funktion, welche merkte, ob das Lenkrad bewegt wird. So war es für das Auto noch einfacher, zwischen Strassenbetrieb und Prüfstand zu unterscheiden.

Warum das Update? Offenbar ging man bei VW davon aus, dass die Software zu häufig in den Prüfmodus schaltete. Das führte zu einem höheren Verschleiss am Dieselpartikelfilter. Laut einem Konzern-internen Dokument waren bis November 2014 Filter von 6700 Autos in den USA und Kanada ausgefallen. 

«Häufiger im schmutzigen Strassenmodus»

Der NDR hat Informatikexperten die Software untersuchen lassen. «Die Software wurde so verfeinert, dass sie noch genauer erkennen kann, ob sie in einer Prüfsituation ist oder nicht», sagt Thorsten Holz von der Ruhr-Universität Bochum.

«Es wurde ganz bewusst ein weiterer Programmcode hinzugefügt», so der Hacker Felix Domke. Und ergänzt: «Das Auto wird nach dem Update häufiger im schmutzigen Strassenmodus fahren». 

Im Frühling 2014 hat die US-Umweltbehörde den VW-Konzern aufgefordert, die hohen Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen zu erklären. Der Autobauer machte ab Dezember dieses Jahres einen freiwilligen Rückruf, wobei die Update installiert worden ist.

Ein kleiner Kreis

Volkswagen will sich dazu nicht äussern. Ein Sprecher sagte bloss, «dass der ganze Themenkomplex derzeit intensiv untersucht wird. Vor Abschluss der internen und externen, unabhängigen Untersuchungen können wir hierzu jedoch keine Auskunft geben.»

Unternehmenskreise bestätigten den deutschen Journalisten, dass die Schummel-Software immer weiter entwickelt worden ist. Dafür verantwortlich sei ein kleiner Kreis von Mitarbeitern gewesen. Sie hätten ohne Wissen von Martin Winterkorn gehandelt.

Der Nicht-mehr-Chef von VW hatte schon Monate vor dem Zeitpunkt, als an der Software herumgebastelt worden sein soll, eine Notiz auf dem Schreibtsch. Sie enthielt die Nachricht, dass eine US-Studie erhöhte Abgaswerte festgestellt hatte. (bam) 

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