Schon im Herbst 2019 merkt Roger Bock (59), dass sich in China etwas zusammenbraut. Als Chef der Willi Fox GmbH aus Basel verfolgt er die Entwicklungen in der Volksrepublik genau. Sein KMU stellt Schnelltests her, zum Beispiel um eine Schwangerschaft zu ermitteln oder Drogen nachzuweisen. Im Januar 2020 war ihm klar: Da kommt eine ganz gefährliche Viruserkrankung auf Europa zu.
«Wir haben sofort mit der Entwicklung eines Schnelltests für das Coronavirus begonnen», sagt Bock zu BLICK. «Im Frühling 2020 hatten wir die ersten parat.» Damit war das kleine Unternehmen mit nur sechs Mitarbeitenden eines der ersten auf dem Schweizer Markt, die Schnelltests anbieten konnten.
Schneller als das BAG
Dumm nur: Erst mehrere Monate später wurde der Test vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) offiziell validiert. Dank einer Validierung werden die Kosten für das Produkt bei einer Behandlung vom Bund oder den Krankenkassen übernommen. Vorher zahlt der Patient oder Kunde aus eigener Tasche dafür.
Zusammen mit Sandra Kohlbrenner (44) gründete Bock vor neun Jahren die Firma Willi Fox. Der Name war Programm. Er entstand in Anlehnung an den englischen Ausdruck «wily fox»: «schlauer Fuchs». Die neue Spezialisierung auf Corona-Schnelltests zahlt sich aus. «Im vergangenen Jahr sind wir dank des starken Verkaufs der Corona-Tests um 20 Prozent gewachsen», sagt Bock. Damit lag der Jahresumsatz bei etwa vier Millionen Franken. Den Gewinn investieren die beiden Gründer in die Firma. Kredite brauchen sie keine. Kurzarbeit war nie ein Thema.
Virus zum Produkttest gesucht
Heute verkauft die Firma 15'000 Corona-Tests im Monat. Kostenpunkt: 15 Franken das Stück. Die Hälfte der Tests geht in den Schweizer Markt, die andere ins europäische Ausland.
Dass es jetzt so gut läuft, ist nicht selbstverständlich. «Zu Beginn des Corona-Ausbruchs gab es in der Schweiz und ganz Europa schlicht noch zu wenige positive Proben», erklärt Bock. So konnte er seinen neu entwickelten Test nicht ausprobieren. «Die Uni-Spitäler hatten keine Ressourcen und Prioritäten für unser Anliegen. Auch das BAG hat uns nicht geholfen.»
Abhilfe auf eigene Faust
Die Rettung kam aus China. Ein Kollege Bocks arbeitet dort bei einer Biotech-Firma, die positive Virusproben vorliegen hatte. Mit diesen testete er Bocks Produkt. Im Frühling 2020 dann die Erfolgsnachricht: Der Schnelltest funktioniert.
Heute ist Willi Fox schon am nächsten Wurf. «Wir arbeiten bereits an der zweiten Generation unseres Tests, bei dem der Abstrich aus dem vorderen Teil der Nase ausreicht», sagt Roger Bock. Der Test soll in den kommenden Tagen auf den Markt kommen.