Dieses SMS an Schweizer Bauern hat es in sich: «Schlachtkühe die nächsten vier Wochen zurückhalten, ausser denen die wirklich weg müssen», lautet die Aufforderung. Unterzeichner des Boykott-Aufrufs sind Nationalrat Toni Brunner (41) und weitere SVP-Bauern (Blick.ch berichtete).
Klaffen bald grosse Lücken in den Kühlregalen im Laden? Soweit kommt es nicht, sagen Detailhändler wie Coop, Migros und Co. auf Anfrage. «Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir genug Rindfleisch. Wir haben ein offenes Verhältnis zu unseren Lieferanten und stehen mit dem Bauernverband in einem guten Kontakt», sagt eine Lidl-Schweiz-Sprecherin.
Zahlen Konsumenten bald höhere Preise für Rindfleisch, wenn das Angebot knapp werden sollte? Die Mehrheit winkt ab. Die Migros jedoch bestätigt einen leichten Preisanstieg: «Die Verkaufspreise sind bereits beim Bündnerfleisch, wie auch für Mostbröckli leicht angehoben worden», sagt eine Sprecherin. Ebenfalls etwas teurer verkauft würden einzelne Hackfleischpositionen. Der Grund dafür seien die zuletzt sehr hohen Kuhfleischpreise gewesen.
SVP-Brunner ruft, und keiner kommt. Auch die Fleischbranche gibt Entwarnung: «Ich erwarte nicht, dass der Schlachtvieh-Boykott grosse Wirkung hat», sagt Proviande-Direktor Heinrich Bucher (55). «Jetzt kommen bald viele Kühe wieder von der Alp ins Tal. Für Nachschub ist deshalb gesorgt.»
Dass viele Bauern Brunners’ Aufruf folgen und die Kühe zurückhalten, glaubt Bucher darum nicht. Hinzu kommt: «Die aktuell 7.30 Franken für das Kilo Schlachtfleisch sind immer noch ein guter Preis», sagt Bucher. Auch wenn die Kuhpreise zuletzt rasant gefallen seien. Denn in den letzten Jahren seien die Preise für das Schlachtvieh regelrecht heiss gelaufen.
Sicher ist: Die Kuhpreise werden in den nächsten Wochen noch viel zu reden geben. Zum Beispiel an der Proviande-Verwaltungsratssitzung am 26. August, wenn die Importmengen für den September diskutiert werden.
Nationalrat Brunner liess eine Anfrage von BLICK per SMS und Telefon am Freitag unbeantwortet.