«Santas Werkstatt»in China
Zwei von drei Christbäumen tragen Weihnachtsschmuck aus dem chinesischen Yiwu

Sie wird auch «Santas Werkstatt» genannt: Yiwu, einer Kleinstadt in Ostchina. Zwei Drittel der weltweit verkauften Weihnachtsdekorationen kommen von dort. Die Arbeitsbedingungen sind alles andere als weihnachtlich.
Publiziert: 22.12.2019 um 11:16 Uhr
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Zwei von drei Christbäumen weltweit sind mit Weihnachtsschmuck dekoriert, der aus China kommt.
Foto: Dukas

Jede nur erdenkliche Christbaumkugel, Lamellen, Lichtergirlanden, Krippenspiel, künstliche Tännchen, und und. Alles, was das Weihnachtsherz begehrt, gibt es hier das ganze Jahr über: in der ostchinesischen Kleinstadt Yiwu, wo das ganze Jahr über Weihnachten herrscht.

Chinesische Medien sprechen stolz auch von «Santas Werkstatt», die sich in ziemlicher Entfernung vom Nordpol befinde. Medienberichten zufolge werden in Yiwus mehr als 600 Fabriken jedes Jahr von hunderttausenden Wanderarbeitern Weihnachtsdeko-Artikel im Wert von knapp drei Milliarden Franken hergestellt.

60 Prozent aller Weihnachtsdekorationen weltweit kommen aus Yiwu, schreibt die chinesische «China Daily». Sehr wahrscheinlich findet sich auch in fast jedem Haushalt in der Schweiz ein Importprodukt aus Yiwu. Denn die Chinesen produzieren mittlerweile alles, was zu Weihnachten gehört – ausser richtige Christbäume.

Vorzeigestadt

Ob Baumbehang, Krippenfiguren oder künstliche Christbäume – die Chinesen haben europäischen Produzenten längst den Rang abgelaufen. «Weihnachtsstress» herrscht in Yiwu im August, wenn Grosshändler aus aller Welt in das chinesische Weihnachtsdorf pilgern und gleich containerweise Ware bestellen.

Dabei haben Sie die Qual der Wahl: Auf einem Marktareal bieten 75'000 Geschäfte rund 1,8 Millionen Produkte feil – darunter auch Spielzeug, Schmuck, Autozubehör und allerlei Krimskrams. In Yiwu produziert man aber auch die Dekorationen für das chinesische Neujahrsfest und andere Feiertage.

Wegen seiner strategisch günstigen Lage hat die chinesische Führung Yiwu schon nach der Öffnung des Landes in den 80er-Jahren als Chinas «Tor zur Welt» auserkoren. Dank der Massen-Billigproduktion entwickelte sich die einstigen Provinzstadt mit 75'000 Einwohnern zu einer Metropole von heute 1,1 Millionen Menschen.

Mit der Bahn direkt nach Europa

Dabei darf sich Yiwu auch als Vorzeigestadt für das chinesische Mega-Infrastruktur-Projekt der «Neuen Seidenstrasse» rühmen. Zwischen Yiwu und Europa verläuft seit 2017 die längste Bahnstrecke der Welt. Die 13'000-Kilometer-Verbindung schlängelt sich durch acht Lände in die spanische Hauptstadt Madrid.

Seit zwei Jahren fahren Exportzüge zudem jede Woche direkt nach London und Prag. Insgesamt 16 Tage ist der Zug von der Ostküste Chinas in die tschechische Hauptstadt unterwegs. Auf dem klassischen Seeweg nach Rotterdam dauert es knapp einen Monat.

Wie bei allen Billigexportmärkten, beispielsweise der Textilindustrie, ist wenig über die Arbeitsbedingungen in Yiwu bekannt. Laut der «China Daily» arbeiten die angestellten Wanderarbeiter 13 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Vielen Arbeitern bleibt keine Wahl. Auch Kinderarbeit ist in diesen Industrien an der Tagesordnung, was Menschenrechtsorganisationen immer wieder beklagen. Doch Zutritt zu den Fabriken bekommen sie keinen. (kes)

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