Er ist nicht mehr der Jüngste. Bierbrauer Martin Wartmann wurde dieses Jahr 78 Jahre alt und hat schon vieles erlebt. Er hat die Biermarke Ittinger aufgebaut und für ein Stängeli an Heineken verkauft, Abenteuer mit dem Gastrokonzept Back & Brau erlebt und – vor zehn Jahren – mit Pilgrim die wohl edelste Schweizer Marke für Bier lanciert: gebraut im Kloster Fischingen TG, teilweise in Holzfässern gereift.
Doch langsam sucht Wartmann einen Nachfolger. Und neue Partner für seine kleine Brauerei. Einen entsprechenden Aufruf postete er im Netzwerk Linkedin. Und in der Branchenpresse schaltete er ein Inserat. Bisher allerdings noch ohne Volltreffer.
Rückschlag wegen Corona
Die Brauerei funktioniere, erklärt er. Zwar habe Corona einen Rückschlag auf dem Weg zur Gewinnschwelle verpasst. Von der nötigen Umsatzmillion sei man noch etwa 150'000 Franken entfernt. Doch die Produkte stimmen: gut gemachtes Craftbier, das als Dosenbier von Partnern gebraut werde , und Edelbiere aus dem klösterlichen Holzfasskeller, die regelmässig Preise abstauben.
Dieser Artikel wurde erstmals im Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.
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Wie allen Brauereien weht den Fischingern ein etwas steiferer Wind entgegen. Corona hat die Branche umgewälzt und den Bierkonsum nach Hause verschoben. Zugleich wurde die Konkurrenz verschärft, denn in Läden und bei Heimlieferdiensten trifft das Bier auf eine breitere Konkurrenz an Getränken. Und so sinkt seit ein paar Jahren nicht nur der Pro-Kopf-Konsum, sondern auch der Gesamtabsatz der Brauereien in der Schweiz.
Wartmann wurde von Corona gleich doppelt ausgebremst. Er suchte bereits 2020 nach neuen Partnern. Aufgrund der damaligen Unsicherheiten ist dann aber offenbar nichts daraus geworden.
Von den generellen Megatrends im Biermarkt ist Pilgrim-Brauer Wartmann mit seinem Nischenangebot nur bedingt betroffen. Sein grösstes Problem ist der Vertrieb. Denn das fassgereifte Starkbier für 30 Franken in der Champagnerflasche passt nicht in die normalen Handelskanäle über Gastro und Detailhandel. Pilgrim setzt denn auch zunehmend auf den E-Commerce, und das «durchaus mit Erfolg», wie Wartmann betont. Und so schielt er nun auch auf den Export, wo er in Deutschland Potenzial ausmacht.
Dafür braucht er ein neues Netzwerk und Marketing-Power aus dem 21. Jahrhundert. Denn, wie gesagt: Martin Wartmann ist nicht mehr der Jüngste.