Deutsche wettern häufig über ihre Bahn (DB). Grosse Verspätungen sind an der Tagesordnung. Nur 72 Prozent der DB-Fernzüge fuhren im Juli wie geplant. Im Vergleich: Im ersten Quartal 2018 erreichten 90,4 Prozent der SBB-Züge pünktlich – also mit weniger als drei Minuten Verspätung – ihr Ziel.
Die Probleme der DB beschäftigen auch die Regierung. Der «Welt» sagt Verkehrsminister Andreas Scheuer: «Wir brauchen den Wow-Effekt beim Bahnfahren. Es muss einfach, günstig, komfortabel und verlässlich sein.» Für Letzteres soll unter anderem ein bundesweiter Taktfahrplan sorgen. Umsteigen soll einfacher werden, und Anschlüsse sollen regelmässig erreicht werden. Das Ganze soll «Deutschland-Takt» heissen.
Seit 1982 wird in der Schweiz getaktet
Deutsche Medien feiern die Idee. «Fahrplan-Revolution! Ab 2020 fährt jeder Zug in jeder Stunde immer zur selben Minute», titelt «Focus». «Deutschland-Takt revolutioniert den Bahnverkehr», kündigt der «Bayernkurier» an. «Verlässlich wie die Schweizerische Bundesbahn?», hofft der «Deutschlandfunk».
Und alle präsentieren die Schweiz als Vorbild. Denn dort funktioniere der Taktfahrplan seit Jahren gut. Genauer seit 1982, dann wurde landesweit der erste Taktfahrplan eingeführt. Züge fahren also zu jeder Stunde zur gleichen Minute. Das gilt ab Genf, Basel, Bern, Luzern und auch Chur. Weitgehend gilt das System auch für Busse und Postautos.
Schon 2020 soll neues System kommen
Der «Deutschlandfunk» hat Ende August am Zürcher Hauptbahnhof eine Umfrage zum Thema gemacht. Das Resultat: rundum zufriedene Bahnfahrer. Man könne sich gut merken, wann ein Zug fahre, das System funktioniere trotz mancher Engpässe, und Anschlüsse klappten gut. (jfr)