Seit Januar ist die 54-jährige Fribourgerin oberste «Polizistin» und Kultur-Chefin bei einem der grössten Autobauer der Welt – und damit die mächtigste Schweizerinnen in der ausländischen Wirtschaft.
Als Daimler-Vorstand Christine Hohmann-Dennhardt (65) von Volkswagen geholt wurde, um sich um den Abgas-Bschiss zu kümmern, wurde ihre Position frei. Im Januar rutschte nun Renata Jungo Brüngger (54) von der Bereichsleitung Recht in den Vorstand des Stuttgarter Automobilkonzerns nach.
Ein exklusiver Kreis
Damit gehört Jungo Brüngger zu einem kleinen Klub: Nur wenige Schweizer Managerinnen haben es bisher in Top Positionen im Ausland geschafft. Die Zürcherin Barbara Kux war fünf Jahre im Siemens-Vorstand. Chantal Gaemperle ist beim Luxus-Unternehmen LVMH in der Geschäftsführung zuständig fürs Personal.
Jungo Brüngger ist im Daimler-Vorstand vorerst bis 2018 fürs Ressort «Integrität und Recht» verantwortlich – und damit dafür, dass die über 284'000 Mitarbeiter des Konzerns, zu dem unter anderem Smart und Mercedes gehören, die Unternehmenskultur verinnerlichen und sich an die Regeln halten. 800 Mitarbeiter unterstützen die gebürtige Fribourgerin dabei.
Einzige Frau im Daimler-Vorstand
Die Juristin ist die einzige Frau im Daimler-Vorstand. Sie habe es nie negativ gespürt, dass sie «von aussen, als Frau, als Schweizerin» gekommen sei, sagte Jungo Brüngger der «NZZ». «Es war eher gar ein Vorteil.»
Damit es mehr Frauen wie sie schaffen, ist sie staatlichen Eingriffen gegenüber nicht abgeneigt. Wettbewerb sei zwar der bessere Treiber, «doch sind Quotenregelungen durchaus geeignet, Änderungen anzustossen», sagte Jungo Brüngger der «NZZ» weiter. Sie selbst fördere in ihrem eigenen Ressort Frauen durch Teilzeitstellen-Angebote in Führungspositionen. In Deutschland hat Daimler ausserdem 700 Betreuungsplätze für die Kinder der Angestellten.
Familie ist nicht Jungo Brünggers grösstes Thema. Dem Managermagazin «Tangente» sagte sie 2014: «Die Arbeit kommt ganz klar zuerst.» Erst dann kommt die Freizeit mit ihrem Mann. Für ihren Job wird sie wohl gut entlohnt: Ihre Vorgängerin Hohmann-Dennhardt bekam zuletzt 3,7 Millionen Euro.