Sie wollte verhindern, dass Angestellte den Coronavirus in den Betrieb einschleppen. Und Kosten für die Corona-Quarantäne sparen. Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher (50) begann im März, von ihren Angestellten Ferienpläne einzufordern. Sie mussten offenlegen, an welchem Ort und in welchem Land Ferien geplant sind. Rechtlich haltbar war das nicht.
Viel Lob folgte später ebenso viel Kritik. Die Praxis ist illegal, sagte Arbeitsrechtler Thomas Geiser (67) damals.
Auch Martullo lockert Lockdown-Regime
Montag, 8. Juni, gut drei Monate später. Der letzte grosse Lockerungsschritt ist gemacht in der Schweiz. Schulen sind wieder im Vollbetrieb, ebenso der ÖV. Und die Angestellten kommen wieder vermehrt aus dem Homeoffice in die Büros.
Auch beim Chemiekonzern in Domat/Ems GR hat sich was getan. Gemäss BLICK-Informationen hat Chefin Martullo-Blocher nun das von ihr eingeführte und kritisierte Ferienregime wieder in die Schublade verräumt. Man sei von den Ferienvorschriften wieder abgekommen, bestätigt Ems-Sprecher Conrad Gericke auf Anfrage.
Kein ungutes Gefühl mehr bei Privatreisen
Seine Begründung: Inzwischen habe der Bund Reiseverbote verfügt, weshalb die Ferienregelung hinfällig wurde. «Wir passen unsere Regelungen laufend der aktuellen Situation an», sagt Gericke weiter. «Heute wird für Reisen nur noch auf die Abstands- und Hygieneregeln hingewiesen.»
Ob Ems auch das Angestellten-Formular für Ferienanträge wieder auf Vor-Corona-Zeiten rückgängig machte, beantwortet Gericke nicht. Denn im März wurde eine zusätzliche Formularspalte eingeführt, in denen Mitarbeitende neu Ort und Land, wo Ferien geplant sind, ihren Vorgesetzten angeben mussten. Zum Beispiel: Lenzerheide GR, Schweiz oder Sizilien, Italien.
Auskunftsfreude hält sich in Grenzen
Auch sonst hält sich Ems bedeckt: Keine Antworten gibts zu Fragen zum aktuellen Geschäftsgang von Ems, Kurzarbeit und ob im nächsten halben Jahr ein Stellenabbau in der Schweiz oder in Ems-Werken im Ausland ansteht.
Punkto Beendigung des Homeoffice liegt dagegen eine Antwort vor. Sie ist unmissverständlich und knapp formuliert: «Die Homeoffice-Mitarbeiter sind in die Büros zurückgekehrt.»