Rascher Zinsanstieg macht Hausbesitzer verletzlicher – auch in der Schweiz
Droht in den USA die nächste Immobilien-Krise?

In den USA zeichnet sich ein Stimmungswandel auf dem Immobilienmarkt ab. Es sind wieder mehr Verkaufsschilder für Häuser und Wohnungen zu sehen. Fakt ist: der rasche Zinsanstieg macht Immobilienbesitzer verletzlicher – nicht nur in den USA, auch in der Schweiz.
Publiziert: 23.04.2022 um 19:19 Uhr
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In den USA häufen sich die Anzeichen einer Korrektur des Immobilienmarkts.
Foto: AFP

Der amerikanische Immobilienmarkt scheint gerade heiss zu laufen. Hohe Hauspreise und rasch steigende Hypothekarzinsen vergraulen potenzielle Käufer. Makler machen mehr und mehr Verkaufsanzeigen für Wohnungen und Häuser aus, zum Beispiel in New York City, Greenwich Village oder in Queens.

«Preissteigerungen von bis zu 56 Prozent wie in Florida und Montana noch im März – das scheint inzwischen selbst am amerikanischen Wohnungs- und Häusermarkt zu viel des Guten zu sein», schreibt die «NZZ» in der Samstagsausgabe. Nervosität mache sich breit. Die monatliche finanzielle Belastung des typischen amerikanischen Immo-Käufers sei im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent auf ein Allzeithoch von knapp 2300 Dollar gestiegen, heisst es in dem Bericht weiter. «Droht die nächste Immobilienkrise?», fragt das renommierte Blatt.

Verletzlichkeit mancher Hausbesitzer steigt

Fakt ist: Der rasche Zinsanstieg macht Hausbesitzer verletzlicher – auch bei uns in der Schweiz. Doch bis erste hierzulande in Hypozins-Zahlungsnot kommen, dürfte es noch ein wenig gehen.

Brancheninsider nennen hier die Schwelle von 3 Prozent und mehr bei den zehnjährigen Festhypotheken. Derzeit rangieren diese bei rund 2 Prozent. Vor einem Jahr waren es noch 1,2 Prozent.

Laut der Schweizerischen Nationalbank SNB gelten 20 Prozent der neu vergebenen Hypothekarkredite bei einem Zinsanstieg auf 3 Prozent als nicht mehr tragbar, wie Blick berichtete.

Korrektur in den USA wahrscheinlich

Zurück in die USA: Dort hat es laut der grossen Mehrheit der Immobilien-Makler immer noch mehr Käufer als Verkäufer. Sollte das Zinsniveau aber weiter anziehen, dürfte sich die Euphorie in Luft auflösen. Die «NZZ» zitiert aus einer Analyse des Immobilienbrokers Redfin, wo bei «bemerkenswerten» 13 Prozent der auf dessen Website auffindbaren Verkaufsangebote die Preise gesenkt wurden, und auch das Interesse an Hausbesichtigungen zurückgegangen sei. Zudem drohe laut der Analyse in absehbarer Zeit ein Überangebot von Wohnraum aufgrund der Bautätigkeit.

Folge: sinkende Preise. «Wer erst vor kurzem eine Immobilie mit einer zu knapp kalkulierten Finanzierung erworben hat, droht also bald unter Wasser zu geraten», schreibt die «NZZ».

Die Federal Reserve Bank of Dallas veröffentlichte kürzlich eine Immo-Marktbeobachtung und machte Anzeichen einer sich zusammenbrauenden US-Immobilienblase aus. Allerdings stellt Fed Dallas auch klar, dass derzeit nicht zu erwarten sei, dass eine Korrektur am Immo-Markt zu einer globalen Finanzkrise wie vor 15 Jahren führen werde. Dafür seien die Bilanzen der privaten Haushalte heute offenbar in viel besserer Verfassung und der Boom scheine nicht von überrissenen Kreditgeschäften angeheizt zu werden.

Allerdings: Die Kombination aus explodierenden Häuserpreisen, hohen Bewertungen und rasch steigenden Zinsen erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur. Wann diese kommt, darüber will sich im Moment aber kein Immobilien-Experte auslassen. (uro/dvo)

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