Moneypark: Ein Hypotheken-Abschluss beim teuersten Anbieter koste beinahe das Dreifache wie beim Günstigsten.
Foto: Manuel Geisser

Raiffeisen-Chefökonom schimpft über härtere Regeln für Hypotheken-Vergabe
«Es wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen»

Die Banken werden ihre Selbstregulierung bei Hypotheken wohl verschärfen. Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff hält das für unnötig.
Publiziert: 21.05.2019 um 17:22 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2019 um 18:32 Uhr
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Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff.
Foto: KEY
Marc Bürgi («Handelszeitung»)

Bis zum Sommer wird die Schweizerische Bankiervereinigung entscheiden, ob sie die Selbstregulierung bei Hypotheken für Renditeliegenschaften verschärft. Die Banken prüfen, ob Kredite für Liegenschaften, die als Investition gekauft werden, künftig nach härteren Kriterien vergeben werden. Kunden müssten höhere Voraussetzungen erfüllen, um einen Bankkredit zu erhalten.

Dass diese Selbstregulierung tatsächlich hochgefahren wird, ist ein offenes Geheimnis. Mit Martin Neff, Chefökonom von Raiffeisen, nimmt nun ein prominenter Branchenvertreter kritisch dazu Stellung. «Eine Verschärfung der Selbstregulierung ist im Prinzip nicht nötig», sagte Neff der «Handelszeitung».

Banken fallen durch den Stresstest

Die verschärfte Regulierung kommt auf Druck der Regulatoren zustande. Die Finanzmarktaufsicht (Finma) und die Nationalbank warnen schon lange vor der Entwicklung im Mietwohnungsmarkt. Vor allem Versicherer und Pensionskassen investieren immer stärker in Mehrfamilienhäuser.

Die Folgen des Booms sind bekannt: Hundertausende von Wohnungen stehen leer. Anfang Jahr prüfte die Finma bei rund 20 Banken, wie gut sie für einen Crash im Immobilienmarkt gewappnet sind. Der «Stresstest» fiel so negativ aus, dass die Regulatoren aktiv wurden.

Falls die Banken nicht selber handeln, werden ihnen die Massnahmen verordnet. Der Bundesrat wird ihnen grössere Kapitalpuffer für Hypotheken für Renditeliegenschaften vorschreiben. Höhere Reserven für Kredite würden allerdings die Rendite der Banken schmälern – und sie dürften es deshalb vorziehen, die Selbstregulierung zu verschärfen.

Weniger Baugesuche für Mehrfamilienhäuser

«Ich bin der Meinung, dass sich der Markt  selber reguliert», sagt Raiffeisen-Ökonom Martin Neff. Die Baugesuche für Mehrfamilienhäuser seien bereits stark rückläufig. Nachfrage und Angebot würden sich einpendeln. Der Bankökonom verweist auf die Entwicklung bei den Eigenheimen.

Vor einigen Jahren war es dieser Teil des Immobilienmarkts, welcher der Aufsicht Sorgen machte. Inzwischen kommen deutlich weniger neue Häuser und Eigentumswohnungen auf den Markt, das Problem hat sich entschärft.

«Es wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen»

Auch in ihrem neustem Immobilienbericht nimmt Raiffeisen pointiert zur angedachten Verschärfung der Selbstregulierung Stellung. Sie schreibt von einem «starren regulatorischen Korsett», welches die falschen Banken strafe.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.

Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.

Trotz seiner Kritik sieht Neff der Massnahme gelassen entgegen. «Ich bin kein Fan von Privatinvestoren, die jetzt in den Markt für Renditeliegenschaften einsteigen und sich bis unters Dach mit einem Bankkredit belehnen.» Solche risikofreudige Privatinvestoren würden durch strengere Vergabekriterien gebremst.

Im Markt seien aber vor allem professionelle Investoren wie Pensionskassen aktiv, die mit viel eigenem Kapital arbeiteten – und die wären von der Selbstregulierung nicht betroffen. «Es wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen», sagte Neff zur «Handelszeitung».

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