Das freut junge Familien: Die Raiffeisen Bank will die Hürden für den Erwerb von Eigenheim senken. Das hat Patrik Gisel, Chef der Bankengruppe in einem Interview mit der «Schweiz am Sonntag» gesagt. «Die Richtlinien zur Vergabe von Hypotheken sind übervorsichtig.» Gisel ist der Ansicht, dass der Immobilienmarkt weniger restriktiv reguliert werden könne.
Der Chef der drittgrössten Bankengruppe der Schweiz will laut dem Interview die Regeln der Tragbarkeit aufweichen. Denn: Die Banken entscheiden, ob ein Kunde sich die Hypothek leisten kann, oder eben nicht. Heute gilt die Regel: Nur wer die Kosten bei einem kalkulatorischen Zinssatz von 5 Prozent bezahlen kann, erhält die Hypothek mit grosser Wahrscheinlichkeit.
Doch damit sei es laut Gisel noch nicht getan: Laut dem Raiffeisen-CEO müssten zu den 5 Prozent der Tragbarkeit auch noch je ein Prozentpunkt für Amortisation und Unterhalt gerechnet werden. Konkret: «Eine Familie muss also eine Belastung von sieben Prozent des Hypothekarkredits verkraften können, damit sie eine Finanzierung für ihr Eigenheim erhält.» Zu den aktuellen Zinssätzen am Hypothekarmarkt sei dies «übervorsichtig».
Gisel fordert stattdessen, dass die kalkulatorischen Zinsen statt bei 5 neu bei 3 Prozent angesetzt werden. Auch ein Cash-Anteil müsse laut dem Interview in der «Schweiz am Sonntag» nicht mehr geleistet werden. Im Gegenzug will Gisel aber eine langfristige Anbindung: Die Hypotheken würden zwischen 10 und 15 Jahren fix abgeschlossen und an einen Sparplan gebunden.
Eine allfällige Lockerung des Tragbarkeitskorsetts ist nicht nur für Familien interessant, auch für die Raiffeisen könnte sich die Aufweichung lohnen. Denn im Zeitalter von Negativzinsen herrscht vor allem für Banken ein Anlagenotstand. Und mit der Vergabe von Hypotheken lässt sich nach wie vor gutes Geld verdienen. Dazu passt auch, dass die Raiffeisen-Gruppe in den nächsten Jahren in der Schweiz 200 Filialen aufgeben möchte. (hoa)