Eines ist klar: Rauchen ist und bleibt schädlich, der Rauch einer Zigarette enthält einige stark die Gesundheit gefährdende Stoffe. Gerade deshalb erstaunte es, als im vergangenen Jahr Studien zeigten, dass Raucher seltener an Corona erkranken als andere Personen. Die Berichte kamen aus Heinsberg in Deutschland, aus Frankreich und aus Israel.
Wie «Bild» schreibt, hat jetzt ein Forscherteam aus Hiroshima in Japan eine Erklärung dafür gefunden: Es sind im Zigarettenrauch enthaltene, hochgiftige sogenannte PAKs – polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Diese gelten als krebserregend, sind teilweise auch in Abgasen enthalten.
Suche nach einem Medikament
Zigarettenrauch setzt das Virus offenbar schachmatt, raubt ihm die Möglichkeit, an menschliche Zellen anzudocken. Oder etwas wissenschaftlicher: Die PAKs unterdrücken über ein Molekül die Bildung von sogenannten ACE-2-Rezeptoren in den körpereigenen Zellen. Ohne diese Rezeptoren ist das Virus nicht mehr in der Lage, menschliche Zellen zu befallen.
Nun geht es darum, ein Medikament zu entwickeln, das den Viren mit diesem Trick die Eingangstür zu den Zellen versperrt – aber natürlich ohne die schädlichen Auswirkungen des Rauchens. Denn auf der anderen Seite besteht eben auch die Gefahr, dass, wenn sich Raucher mit Corona infizieren, sie schwerer daran erkranken können.
Rauchen an der frischen Luft reduzierte Risiko
Besonders gut untersucht ist der Corona-Ausbruch nach der Karnevalsfeier in Gangelt im nordrhein-westfälischen Bezirk Heinsberg am 15. Februar 2020. Dabei spielte die Belüftung eine wichtige Rolle, dass die Karnevalssitzung zum Superspreader-Event wurde. Fast die Hälfte der Teilnehmer – 46 Prozent – infizierte sich mit dem Virus.
Das geht aus einer als Vorveröffentlichung publizierten Studie des Bonner Virologen Hendrik Streeck und anderer Wissenschaftler hervor. «Die Studie zeigt deutlich, wie wichtig eine gute Belüftung mit Frischluft und Filteranlagen sind», wird Streeck in mehreren deutschen Medien zitiert.
Pikant: Die Raucher bei der Karnevalsveranstaltung waren einem geringeren Risiko ausgesetzt. Denn diese sind in der Pause oder während der Veranstaltung an die frische Luft gegangen, um ihrem Laster zu frönen. Dadurch waren sie weniger lang der virenverseuchten Luft in Innenraum ausgesetzt. Das hat offenbar das Corona-Ansteckungsrisiko reduziert. (koh)