Die Touristen-Hochburg Luzern entwickelt sich zur Airbnb-Hochburg. Mit fast 1700 Objekten haben Vermieter in den zwölf Monaten bis Juni 2019 rund 24 Millionen Franken verdient. Zwei Luzerner SPlern ist dabei vor allem die Vermietung durch professionelle Anbieter ein Dorn im Auge. Diese übernehmen auf der Plattform zunehmend das Zepter. Die Politiker kritisieren, dass deshalb immer mehr Wohnhäuser zu Airbnb-Unterkünften werden und der Wohnungsraum für die Bevölkerung schwindet.
Die Firmen im Fokus der Kritik lassen diese aber nicht auf sich sitzen. So sagt Stephanie Hess, Geschäftsleiterin von Hit Rental mit rund 100 Wohnungen in Luzern, gegenüber der «Luzerner Zeitung»: «Das Ganze wird dramatisiert. Wir sind ein normales KMU, das sich an die Regeln hält, Steuern und Kurtaxen zahlt.»
Vermieten, was sonst nicht vermietet wird
Häufig würden sie teure Wohnungen oder Studios vermieten. Solche, die sich nicht für die normale Vermietung an Dauermieter eignen würde. «Oft sind das Wohnungen, die lange leer standen und dank Airbnb wieder sinnvoll genutzt werden», sagt sie gegenüber der Zeitung weiter. Sie stört sich daran, dass auf Airbnb herumgehackt werde, nicht aber auf Hotels, die, neu gebaut, ebenfalls Wohnraum wegnehmen würden. Ihrer Meinung nach fördert Airbnb den nachhaltigen Tourismus.
Auch Patrik Berisha von der Vermietungsfirma Keyforge verteidigt sich. «Mit unserem Angebot leisten wir einen Beitrag daran, dass weniger Wohnungen leer stehen», schildert er seine Sicht der Dinge. Seit 2015 sei nämlich die Leerwohnungsziffer in der Stadt Luzern stark gestiegen.
Für die Wirtschaft seien ihre Gäste gut. «Die Airbnb-Gäste sind sehr wertvoll für die Wertschöpfung. Sie bleiben länger, treten nicht in Massen auf und benötigen keine Car-Parkplätze», so Berisha.
Alle seien informiert
Hit Rental und Keyforge vermieten die Wohnungen anderer. Mit den Eigentümern schliessen sie Verträge ab. Diese seien informiert, dass ihre Wohnungen dann über Airbnb angeboten würden, halten beide Geschäftsführer fest.
Über die fehlende Information beklagt sich aber die Luzernerin Sylvie Rüthemann (66). Sie wohnt in einem Gebäude an der Waldstätterstrasse, das einst ein normales Wohn- und Geschäftshaus war, heute aber vor allem von Airbnb-Touristen bewohnt wird. Die Vermietung sei erfolgt, ohne sie zu konsultieren – «obwohl ich als Miteigentümerin ein Mitspracherecht habe», sagt sie gegenüber BLICK. Sie stört sich an der Entwicklung im Haus. «Jetzt sieht es aus wie in einer Absteige.» (jfr)