Professor Peter V. Kunz (56) über Kampf der Milliardäre bei Rieter
«Ich habe noch nie etwas ähnlich Bizarres erlebt»

Im Verwaltungsrat von Rieter kommt es zu unglaublichen Szenen. Zwei Mitglieder sollen ausscheiden, ein Strafverfahren läuft, mitten drin: Peter Spuhler.
Publiziert: 17.08.2021 um 12:59 Uhr
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Luc Tack (links) und Stefaan Haspeslagh sollen ihre Treuepflicht verletzt haben. Die beiden Rieter-Verwaltungsratsmitglieder werden angeklagt.
Foto: imago/Belga

Er ist eine Nummer für sich: Peter Spuhler (62). Ehemaliger SVP-Nationalrat. Stadler-Patron. Milliardenschwer. Ein Gigant der Schweizer Industrie. Kampferprobt. Schlüsselstellen in seinen Firmen hat er zuweilen auch gerne mit Gefährten aus dem Militär besetzt.

Aber was aktuell beim Winterthurer Traditionskonzern Rieter passiert, ist auch für Spuhler ungewöhnlich. Zwei Verwaltungsräte stehen im Verdacht, gegen die Interessen der Firma gehandelt zu haben. Sie sollen abgesetzt werden. Strafanzeige ist eingereicht, Spuhler im Kampfmodus.

«Ich habe noch nie in der Schweiz oder im Ausland etwas ähnlich Bizarres erlebt», sagt Peter V. Kunz, Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Bern, zu den Zeitungen von Tamedia. Der Streit: Es ist ein Zoff unter Milliardären.

Zwei Belgier angeklagt

Angeklagt sind die beiden Belgier Luc Tack und Stefaan Haspeslagh. Treiber der Strafklage und des Rausschmisses aus dem VR ist Spuhler und dessen Entourage.

Tack ist Chef und Eigentümer des belgischen Industriekonglomerats Picanol, das unter anderem Webmaschinen herstellt. Er sitzt seit vier Jahren im Verwaltungsrat von Rieter. Ein Milliardär – wie Spuhler. Er gehört zu den Reichsten in Belgien.

Haspeslagh ist sein Vertrauter. Finanzchef und Präsident von Picanol. Er sitzt seit diesem Frühling im Verwaltungsrat von Rieter.

Zeitpunkt ist entscheidend

Nach Darstellung von Rieter sollen die beiden verwaltungsratsinterne Informationen dazu benutzt haben, eine Konkurrenzofferte für ein Übernahmeobjekt zu lancieren. Es geht um drei Geschäfte der Firma Saurer, die Rieter laut Meldung vom Montag für 300 Millionen Euro übernommen hat.

Ihre Rolle beim Lancieren der Konkurrenzofferte ist noch unklar. Die Staatsanwaltschaft wird sich der Sache annehmen. Nach eigenen Angaben traten die beiden in den Ausstand, als es um die Konkurrenzofferte ging.

Entscheidend wird sein, wann die beiden in den Ausstand getreten sind, sagt Kunz. «Das wird die Frage sein, die es zu klären gilt. Wenn sie zu spät in den Ausstand getreten sind, dann waren sie am Anfang der Verhandlungen noch dabei und haben möglicherweise relevante Informationen erhalten.» (ise)

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