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Pro / Contra zu Basler Arbeitslosen-Export
Auf Jobsuche nach Deutschland – eine gute Idee?

Das kantonale Amt für Wirtschaft und Arbeit in Basel will Schweizer Stellensuchende zum Arbeiten in Deutschland motivieren. Das stösst dem arbeitslosen Christian Schaub sauer auf. Zu Recht?
Publiziert: 06.05.2019 um 22:57 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2019 um 15:07 Uhr
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Diese beruht auf den Personen, die bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren gemeldet sind.
Foto: Keystone
Ulrich Rotzinger, Claudia Gnehm
Der Umweg kann sich lohnen

Pro: Ulrich Rotzinger, Wirtschaftschef

Wohnen in der Schweiz, arbeiten als Grenzgänger in Deutschland. Dieser Umweg kann sich durchaus lohnen, um wieder im Arbeitsleben Fuss fassen zu können. Vor allem für jene, die in die Langzeitarbeitslosigkeit gerutscht sind.

Klar, Betroffene sollten nicht zu einer Beschäftigung als Grenzgänger verdonnert werden. Sie müssen selbst entscheiden können, ob ihre jeweilige Lebens- und Familiensituation eine solche zulässt. Den Schritt ins Neuland nicht zu wagen, bloss weil weniger Lohn dabei rausschauen könnte, sollte kein Argument in der Not sein. Schon gar nicht für die jüngeren Arbeitssuchenden.

Laut internationalen Netzwerken für Grenzgänger sind deutsche Arbeitgeber auch gerne bereit, ältere Schweizer Fachkräfte einzustellen. Der Lohn ist zwar tiefer, doch die Unternehmen beteiligen sich zur Hälfte an den Krankenversicherungsbeiträgen. Was oft auch vergessen geht: In Deutschland liegt die Wochenarbeitszeit deutlich unter jener in der Schweiz. Wer einen Job ennet der Grenze ergattert hat, dürfte auch wieder bessere Arbeitsmarktchancen in der Schweiz haben. Ulrich Rotzinger

Blick

Pro: Ulrich Rotzinger, Wirtschaftschef

Wohnen in der Schweiz, arbeiten als Grenzgänger in Deutschland. Dieser Umweg kann sich durchaus lohnen, um wieder im Arbeitsleben Fuss fassen zu können. Vor allem für jene, die in die Langzeitarbeitslosigkeit gerutscht sind.

Klar, Betroffene sollten nicht zu einer Beschäftigung als Grenzgänger verdonnert werden. Sie müssen selbst entscheiden können, ob ihre jeweilige Lebens- und Familiensituation eine solche zulässt. Den Schritt ins Neuland nicht zu wagen, bloss weil weniger Lohn dabei rausschauen könnte, sollte kein Argument in der Not sein. Schon gar nicht für die jüngeren Arbeitssuchenden.

Laut internationalen Netzwerken für Grenzgänger sind deutsche Arbeitgeber auch gerne bereit, ältere Schweizer Fachkräfte einzustellen. Der Lohn ist zwar tiefer, doch die Unternehmen beteiligen sich zur Hälfte an den Krankenversicherungsbeiträgen. Was oft auch vergessen geht: In Deutschland liegt die Wochenarbeitszeit deutlich unter jener in der Schweiz. Wer einen Job ennet der Grenze ergattert hat, dürfte auch wieder bessere Arbeitsmarktchancen in der Schweiz haben. Ulrich Rotzinger

Ein Bärendienst

Contra: Claudia Gnehm, Stv. Wirtschaftschefin

Schweizer Arbeitsämter (RAV), die Arbeitslose exportieren, erweisen diesen einen Bärendienst. Denn wer in der Schweiz lange keine Arbeit findet, hat ein Qualifikationsproblem. Nur wer seine Fertigkeiten erweitert, hat reale Chancen, bis zur Pensionierung im Arbeitsmarkt zu bestehen.

Dort herrschen beidseits der Grenze die nächsten Jahre ein Fachkräftemangel und ein Überangebot an niedrig Qualifizierten. Es wäre naiv zu glauben, dass ein deutscher Arbeitgeber in die Weiterbildung eines 50-jährigen Arbeitslosen aus der Schweiz investiert.

Für ihn ist ein arbeitsloser Schweizer höchstens interessante Hilfskraft in der Hochkonjunktur. Beim nächsten Abschwung dürfte der Schweizer als einer der Ersten über die Klinge springen. Die Lösung für das Gros der derzeit rund 120'000 Arbeitslosen hierzulande liegt nicht im Ausland, sondern in der Arbeitsmarktfitness.

Im Interesse der Schweiz sollte Arbeitslosen bei der Qualifizierung geholfen werden. Das Basler Amt sollte die Mittel für die Befähigung einsetzen, anstatt Arbeitslose für wenig Lohn nach Deutschland abzuschieben.  Claudia Gnehm

Zvg

Contra: Claudia Gnehm, Stv. Wirtschaftschefin

Schweizer Arbeitsämter (RAV), die Arbeitslose exportieren, erweisen diesen einen Bärendienst. Denn wer in der Schweiz lange keine Arbeit findet, hat ein Qualifikationsproblem. Nur wer seine Fertigkeiten erweitert, hat reale Chancen, bis zur Pensionierung im Arbeitsmarkt zu bestehen.

Dort herrschen beidseits der Grenze die nächsten Jahre ein Fachkräftemangel und ein Überangebot an niedrig Qualifizierten. Es wäre naiv zu glauben, dass ein deutscher Arbeitgeber in die Weiterbildung eines 50-jährigen Arbeitslosen aus der Schweiz investiert.

Für ihn ist ein arbeitsloser Schweizer höchstens interessante Hilfskraft in der Hochkonjunktur. Beim nächsten Abschwung dürfte der Schweizer als einer der Ersten über die Klinge springen. Die Lösung für das Gros der derzeit rund 120'000 Arbeitslosen hierzulande liegt nicht im Ausland, sondern in der Arbeitsmarktfitness.

Im Interesse der Schweiz sollte Arbeitslosen bei der Qualifizierung geholfen werden. Das Basler Amt sollte die Mittel für die Befähigung einsetzen, anstatt Arbeitslose für wenig Lohn nach Deutschland abzuschieben.  Claudia Gnehm

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