Der Flughafen Zürich hat ein Luxusproblem: Jahr für Jahr nutzen mehr Menschen den grössten Airport der Schweiz. Vergangenes Jahr flogen erstmals mehr als 26 Millionen Passagiere über «ZRH». Die Kehrseite: Es wird immer enger. Die Zivilluftfahrt verdrängt die sogenannte General Aviation – also vor allem Privat- und Businessflüge.
Nun zeigt sich, dass die Privatflieger Zürich zunehmend das Heck zukehren. Zugunsten kleinerer Flughäfen, die mehr freie Kapazitäten haben.
«Wir hatten von Januar bis September 2016 zehn Prozent mehr Businessjets als im Jahr zuvor», sagt Mathias Gantenbein (38), CEO des Flughafens Bern, «dieses Geschäftsfeld entwickelt sich sehr erfreulich.» Dasselbe Bild zeigt sich am EuroAirport in Basel. Dieses Jahr verbuchte man dort bis Ende September bereits zehn Prozent mehr Flüge, so Flughafensprecherin Vivienne Gaskell.
Zürcher Privatjet-Krise
Auch am St. Gallen Airport in Altenrhein am Bodensee spürt man die Zürcher Privatjet-Krise. «Wir haben letztes Jahr wohl rund fünf Prozent von Zürichs aus Slot- und Platzgründen abgewiesener General Aviation aufgenommen», schätzt Daniel Steffen (51), CEO des Flugplatzes. «Dass solche Flüge an den grossen Flughäfen keinen Platz haben, ist auch in anderen Städten so: London, Paris, New York.» Für Regionalflughäfen in der Schweiz sei das eine Chance.
Ganz anders die Gemütslage in Zürich selbst: «Die Situation wird sich zunehmend verschlechtern», warnt Sprecherin Sonja Zöchling. Das sei schädlich für den Wirtschaftsstandort Zürich: «Grosse internationale Firmen betreiben oftmals ihre eigenen Businessjets. Wenn sie mit diesen nicht mehr in Zürich landen können, besteht die Gefahr, dass sie sich einen anderen Standort für ihren Firmensitz suchen.» Derzeit zählt Zürich pro Jahr rund 30'000 General-Aviation-Flüge. Mittelfristig werde sich diese Zahl halbieren, so Zöchling.
Eigentlich stünde eine Lösung bereit: Der Militärflugplatz Dübendorf soll sich in einen Zürcher Business-Flughafen verwandeln. So will es zumindest der Bund. «Nach dem Vorbild anderer Wirtschaftsmetropolen, wo solche Business-Airports längst üblich sind», sagt Urs Brütsch (51), Geschäftsführer der Flugplatz Dübendorf AG.
Doch in Dübendorfs Nachbargemeinden hat niemand auf den zusätzlichen Fluglärm gewartet. Der Widerstand ist gross.
Brütsch schätzt, dass es noch fünf bis sieben Jahre dauern wird, bis das Projekt Realität ist. Ob die reichen Businessjetbesitzer so lange warten wollen, ist fraglich.