Primark-Chef verteidigt 3-Euro-T-Shirts
«Ethik hat nichts mit dem Preis zu tun»

Billigklamotten für wenige Euros. Primark-Chef Deutschland, Wolfgang Krogmann, behauptet, der Preis sage nichts darüber aus, ob die Näherinnen in Asien korrekt bezahlt werden.
Publiziert: 27.02.2017 um 13:52 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 05:30 Uhr
Wolfgang Krogmann, Chef von Primark Deutschland, weist die Kritik an den Billigpreisen zurück.
Foto: imago stock&people
Ulrich Rotzinger

Der irische Textildiscounter Primark ist wegen seiner T-Shirts für 3 Euro auf der ganzen Welt bekannt. Für Teenager jenseits der Schweizer Grenze in Deutschland und Österreich sind die Läden ein Paradies. Dabei sind die Arbeitsbedingungen und Löhne für Näherinnen in den Produktionsländern wie Bangladesch alles andere als paradiesisch. 

Der Preis im Primark-Shop habe nichts mit Billiglöhnen in Bangladesch zu tun. Und er sage nichts darüber aus, ob die Näherinnen korrekt bezahlt werden. Das behauptet Wolfgang Krogmann (61), Chef von Primark Deutschland, im Interview mit der «Süddeutschen Zeitung».

«Ethik hat nichts mit dem Preis zu tun. Wir teilen 98 Prozent unserer Zulieferer mit anderen Marken, auch Luxusherstellern», sagt Krogmann. In Chittagong, Bangladesch, wo die Textilien verschifft würden, habe er selbst gesehen, dass die Ware von sehr teuren Marken aus der gleichen Fabrik kommt wie jene seines Unternehmens. 

«Ist das dann moralisch besser?»

Krogmann: «Der eine verkauft sein T-Shirt dann bei gleichem Einkaufspreis für drei Euro, der andere für sechs und der dritte für 29 Euro. Er hängt noch ein schickes Schild dran, bügelt einmal quer und näht seinen Namen dran. Ist das dann moralisch besser?»

Der Textildiscounter arbeitet nach eigenen Angaben lediglich mit rund 100 der insgesamt 4500 Lieferanten in Bangladesch zusammen: «Wir haben eine transparente Lieferkette und wissen, wo jeder Faden herkommt.» 

So teilt sich der Preis eines T-Shirts auf, das 29 Euro im Laden kostet.
Foto: Infografik Storytelling

Beim Preis eines T-Shirts liegen Arbeitskosten jedoch weit unter einem Prozent (siehe Grafik). Kann man so was als moralisch bezeichnen? «Wenn bei uns ein T-Shirt drei Euro kostet, liegt der Prozentsatz der Arbeitskosten schon höher», sagt Krogmann. Wie hoch dieser ist, wisse er nicht.

«Wir haben ja keine eigenen Fabriken. Aber wir haben unsere Primark-Werte in einen Verhaltenskodex geschrieben», so der Manager zur «Süddeutschen Zeitung». Zu diesen gehörten, dass das Unternehmen sich bis zu sechs Monate Zeit liess, um Aufträge zu vergeben – nur um sicherzugehen, dass die Standards ohne Wenn und Aber eingehalten würden. Und man setze sich für höhere Löhne in Bangladesch ein.

Wie kriegt man solche Billigpreise hin?

«Wir sparen ein, weil wir einige einfache Dinge anders machen als andere», sagt Krogmann. Man operiere mit einer der niedrigsten Aufschlagsmargen in der Textilbranche.  Dazu brauche man eine spezielle Organisation: fast keine Werbung, straffer Ablauf und günstige Transportkosten. «Die Ware wird in Fernost verpackt, ausgezeichnet und kommt in geschlossenen Kartons direkt in den Laden.»

Der Name der Billigkette ist mit dem Unglück in Bangladesch 2013 verbunden. Mehr als 1127 Menschen kamen dabei ums Leben. Etwa 2500 Menschen wurden verletzt. Mitarbeiter eines Zulieferers von Primark hatten in dem Gebäude gearbeitet, als die Fabrik in sich zusammenstürzte.

Das Unglück in Bangladesch 2013. Mehr als 1127 Menschen kamen dabei ums Leben. Etwa 2500 Menschen wurden verletzt.
Foto: EPA

Noch ist die Textilkette mit keinem Laden in der Schweiz vertreten. Es gibt aber eine wachsende Fan-Gemeinde. Die Facebook-Seite Primark Schweiz zählt 14'200 Fans.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.