Freitagnachmittag, Lidl-Filiale im deutschen Kadelburg, direkt an der Schweizer Grenze bei Zurzach AG: Mindestens die Hälfte der Autos auf dem Parkplatz hat Zürcher und Aargauer Nummernschilder, scharenweise schieben Schweizer Kunden prall gefüllte Einkaufswagen aus dem Laden.
«Man muss eben ein bisschen schlau sein», sagt Valmira Krasniqi (26), Dentalassistentin aus Würenlingen AG, beim Verstauen der Einkäufe in ihrem Kombi. «Lidl ist seit dieser Woche zwar auch in der Schweiz, aber in Deutschland sind die Preise immer noch tiefer.»
Recht hat sie: Brot, Milch und Fleisch sind hier mindestens 20 Prozent billiger als in den 13 Filialen, die Lidl am Donnerstag in der Schweiz eröffnete (siehe Tabelle). Am Schweizer Agrarschutz kommt der deutsche Hard-Discounter nicht vorbei. So kostet Butter weniger als die Hälfte wie in der Schweiz. Einzige Ausnahme: Kaltbach-Emmentaler von Emmi ist in Deutschland teurer.
Ansonsten lohnt sich aber auch bei den meisten Markenartikeln der Gang über die Grenze. Produkte von Multis wie Danone, Ferrero, Nestlé oder Unilever kosten bei Lidl in der Schweiz bis zu 75 Prozent mehr als in den deutschen Filialen.
In der Schweiz liegt Lidl mit seinen Preisen trotzdem gut im Rennen. Wie Vergleiche zeigen, ist der Angreifer bei den Marken mindestens gleich günstig wie die einheimischen Anbieter Denner, Coop, Migros und Manor. Bei rund 40 Markenartikeln ist Lidl sogar klarer Preisbrecher. Dank Parallelimporten gibt es hier schon heute deutsche Preise.
«Denner, Coop und Migros werden hier nachziehen müssen, sonst verlieren sie Marktanteile», sagt Reiner Eichenberger (48), Wirtschaftsprofessor an der Universität Freiburg. Das wird das Preisniveau in der Schweiz weiter nach unten drücken. «Denn um die Kunden bei Stange zu halten, wird auch Lidl wieder reagieren müssen.»
Die Rezession könnte diese Entwicklung noch beschleunigen. «Wenn die Leute weniger Geld haben, wird der Preis wichtiger», sagt Eichenberger.