BLICK: Das Geschäft in den Poststellen schrumpft immer weiter. Das Minus beträgt mittlerweile 100 Millionen Franken. Was können Sie dagegen tun?
Susanne Ruoff: Die Abgabe von Briefen, Paketen und die Einzahlungen im Poststellennetz sind seit 15 Jahren stark rückläufig. Deshalb treiben wir die Umwandlung voran – unter anderem mit neuen Angeboten wie pick@home oder Paket-Automaten. Wir schwelgen nicht in der Romantik alter Zeiten, sondern schauen, was die Kunden von uns verlangen.
Und was verlangen die Kunden?
Sie werden mobiler und benutzen die digitale Kommunikation. Sie wollen rasch und ohne Umwege ein Päckli aufgeben oder eine Briefmarke kaufen. Und sie wollen den Service flexibel, orts- und zeitunabhägig.
Sie passen die Öffnungszeiten der Poststellen an?
Das ist eine Daueraufgabe. Aber wir können nicht alle zufriedenstellen. Es finden sich immer Kunden, die andere Öffnungszeiten wünschen. Doch man darf die Relationen nicht aus den Augen verlieren.
Letzten Sommer hat BLICK über den zunehmenden Erfolgsdruck berichtet, der auf den Angestellten der Poststellen lastet. Sind Sie zu streng mit Ihren Leuten?
Nein, wir nehmen solche Aussagen aber ernst. Zu grosser Druck ist der Gesundheit nicht förderlich. Man muss das jedoch differenziert anschauen. In unserer Personalumfrage ist die Zufriedenheit bei 80 von 100 Punkten. Das ist ein hoher Wert.
Haben Sie Angst vor der Service-public-Initiative?
Nein, aber diese Initiative schadet dem Service public in der Schweiz. Ein Unternehmen, das Gewinne schreibt, will diese sinnvoll nutzen.
Was macht die Post mit dem Gewinn? Und was haben die Kunden davon?
Es geht um Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und um Sicherheit. Das wollen Sie als Kunde, wenn Sie einen Brief oder ein Paket verschicken, eine Einzahlung machen oder mit dem Postauto fahren. Das klingt ganz einfach, ist aber im Hintergrund eine sehr komplexe Arbeit.
Ihr elektronischer Briefkasten E-Post-Office ist ein Flop. Sie haben nach einem Jahr nur einen einzigen Kunden: die Postfinance. Was läuft da falsch?
Solche Angebote für den Endkunden und die Unternehmen brauchen Zeit. Wir haben für die Umstellung mehrere Jahre einberechnet. Im Moment sind wir im Gespräch mit Unternehmen. Diese Entwicklung geht nicht von heute auf morgen.
Bei den Paketen erreichen Sie von Jahr zu Jahr neue Rekorde. Das ist zu einem grossen Teil dem Online-Shop Zalando zu verdanken. Was wäre die Post ohne Zalando?
Zalando ist einer von vielen grossen Paketversendern. Unser Verhältnis ist sehr gut. Sonst würde Zalando nicht auf die Post setzen. Seit Mai 2013 bieten wir Online- und Distanzhändlern Abendzustellungen zwischen 17 und 20 Uhr an. Zalando nutzt das jetzt auch. Der Service ist ein grosser Erfolg.
Zalando übernimmt sogar das Porto für Retouren. Was zahlen Sie da pro Sendung?
Zwischen Zalando und der Post gibt es einen Vertrag. Der ist nicht öffentlich.