Der 3. April 2024. Ein aussergewöhlicher Tag, der das Chaos beim Schweizer Sportartikelhersteller Scott auf den Punkt bringt. Die Kantonspolizei Freiburg musste zum Hauptsitz in Givisiez FR ausrücken. Schweizweite Schlagzeilen waren die Folge.
Die Polizei angefordert hatte Beat Zaugg. Der (Ex-)Geschäftsführer und Minderheitsaktionär der Firma griff offenbar zum Telefon, weil bewaffnete Sicherheitsleute des südkoreanischen Mehrheitsaktionärs Youngone-Konzerns aufgetaucht sind. Das berichten Insider gegenüber CH Media. Es ist ein neuer Höhepunkt der Chaos-Geschichte, denn beim Sportartikelhersteller brennt es in der Führungsetage lichterloh. Mittendrin der Berner Unternehmer.
Vom 12-Mann-Betrieb zu 1000 Mitarbeitenden
Beat Zaugg ist der Mann hinter dem Erfolg von Scott. Als er einstieg, war das Unternehmen ein 12-Mann-Betrieb. Seit 1990 setzte Zaugg sein Erspartes ein, um immer mehr Anteile der Outdoor-Firma zu übernehmen. 2003 wird er Alleinaktionär und bleibt es für mehr als zehn Jahre.
2015 schien es, als ob Zaugg mit dem Verkauf der Aktienmehrheit an die Youngone Group die perfekte Nachfolgelösung gefunden hat. Scott und die Koreaner arbeiten bereits seit 1997 zusammen. Der Berner Unternehmer soll für den Verkauf seiner Aktienpakete dem Vernehmen nach rund 135 Millionen Franken erhalten haben. Trotzdem hält er seit dann immer noch einen Anteil von rund 47 Prozent.
Der Rauswurf des Patrons
Auch nach dem Verkauf der Aktienmehrheit bleibt Beat Zaugg jahrelang als Firmenchef die prägende Figur. Bis vor wenigen Tagen, dem 27. März 2024. Dann wurde er vom Verwaltungsrat per sofort abgesetzt und über den Entscheid informiert, behauptet jedenfalls der Mutterkonzern Youngone.
Unmittelbar danach machte der (Ex-)CEO deutlich, dass er mit der Kündigung nicht einverstanden ist. Das Prozedere sei nicht ordnungsgemäss abgelaufen. Youngone betont im Gegenzug, dass die Absetzung als Firmenchef regelkonform erfolgt sei.
Der Höhepunkt eines bizarren Streits
Mit dem Polizeieinsatz in Givisiez FR erreichte der mit der Kündigung ausgebrochene Streit zwischen Beat Zaugg und den Südkoreanern eine neue Eskalationsstufe. Die momentane Lage ist verzwickt. Zaugg hat vergangene Woche am Hauptsitz gearbeitet, wie CH Media wissen will. Unklar ist, ob der neu ernannte CEO Juwon Kim seine Arbeit aufgenommen hat.
Nach all den Ereignissen ist es kaum vorstellbar, dass es ein Weg zurück zur erfolgreichen Zusammenarbeit gibt. Die Wahrscheinlichkeit ist wohl höher, dass der Konflikt des Sportartikelherstellers, der heute rund 1000 Leute beschäftigt, im Gerichtssaal weitergeht. (wgr)