PKZ-Chef will Paul Kehl zur Weltmarke machen
Burger macht Bürger

Eigene Shops in New York oder Tokio: Davon träumt PKZ-Chef Olivier Burger.
Publiziert: 23.08.2008 um 20:09 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:21 Uhr
Von Guido Schätti

Nackte Männer darf er zeigen, nackte Frauen nicht: Das ärgert PKZ-Chef Olivier Burger (54). Ein Plakat, auf dem ein blanker Frauen-Po zu sehen war, hat ihm das Gleichstellungsbüro verboten. Das britische Männer-Model David Gandi kann sich dagegen ohne amtliche Einwände die Hose aufknöpfen. «Kein Wunder», sagt Burger, «im Gleichstellungsbüro sitzen zehn Frauen und kein einziger Mann.»

Für seine neuste Kampagne kann Burger getrost an die Grenze gehen. Denn die Marke Paul Kehl – der Name ist eine Hommage an den PKZ-Firmengründer – ist ein reines Männer-Label. In Basel, St. Gallen, Luzern eröffnet Burger kommende Woche die ersten drei Paul-Kehl-Shops. In fünf Jahren soll die Kette auf 30 Läden wachsen. «In der gehobenen Männermode gibt es sonst kaum mehr etwas in der Schweiz», sagt Burger, der PKZ in vierter Generation führt.

Er macht mit Vorliebe, wovon ihm Marketingexperten abraten. «Es wird immer behauptet, man könne in der Schweiz nur mit ganz billiger oder ganz teurer Mode erfolgreich sein.» PKZ beweist das Gegenteil. «Viele Schweizer wollen gute Qualität zu einem vernünftigen Preis.» Bei Paul Kehl, so der Chef, sind das beispielsweise taillierte Hemden für 79 Franken aus der auf Berufseinsteiger zugeschnittenen «Paul»-Linie.

Wer sich etwas Exklusives leisten will, findet in der Linie «Paul Kehl 1881» einen Mantel für knapp 1000 Franken aus einer italienischen Manufaktur, die auch für Gucci konfektioniert. «Nur kostet das Stück dort das Doppelte», sagt Burger. Paul Kehl ist weder Massenware, noch Haute Couture, sondern Mode für den Mittelstand.

Doch Burger weiss, dass allein mit Qualität und handgenähten Knopflöchern keine Kleider mehr an den Mann und die Frau zu bringen sind. Deshalb geht er in der Werbung so weit, dass Feministinnen aufschreien. Für die Paul-Kehl-Kampagne heuerte er den britischen Star-Fotografen Rankin an, der 50000 Franken pro Tag kostet. Und mit Model Gandi engagierte er den ersten Mann, der genauso viel verdient wie die teuersten weiblichen Stars.

«Ich will Paul Kehl zu einer Marke wie Boss machen», sagt Burger. Zwei Anfragen von Drittanbietern, die sein Label in ihr Sortiment aufnehmen wollen, hat er schon erhalten. Sein Traum ist es, in ein paar Jahren Läden im Ausland zu eröffnen. «Paul Kehl in New York oder Tokio – das wäre toll.»

Der in zweiter Ehe verheiratete Burger ist einer der wenigen seiner Zunft, der internationalen Ketten wie H&M oder Zara Paroli bietet. «Der Wettbewerb treibt mich an», sagt er, «ich möchte am Schluss auf dem Podest stehen.»

Eine ähnliche Philosophie verfolgt Navyboot-Gründer Bruno Bencivenga (48), der bei PKZ in die Lehre ging und sein Unternehmen vor kurzem Denner-Chef Philippe Gaydoul (36) verkaufte. «Leider wusste ich nicht, dass Navyboot zum Verkauf stand», sagt Burger. Mit dem neuen Besitzer könnte er aber ebenso gut ins Geschäft kommen: «Wir würden sehr gut zueinanderpassen.»

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