Pipeline, Bordell, Zigaretten – Geschäft mit dem Schweizer Wahrzeichen
Wie die ganze Welt vom Ruhm des Matterhorns profitieren will

Das Matterhorn ziert weltweit Produkte: Von US-Pipelines bis zu Kondomen. Zermatt Tourismus überwacht die Namensnutzung rechtlich. Tourismusdirektor Luggen betont: Politischer Missbrauch wird konsequent bekämpft. In vielen Fällen sind Luggen jedoch die Hände gebunden.
Publiziert: 09:46 Uhr
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Aktualisiert: 11:46 Uhr
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Das Matterhorn weckt bei Unternehmen rund um die Welt Begehrlichkeiten.
Foto: JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Darum gehts

  • Matterhorn als Namenspatron für eine neue Erdas-Pipeline in den USA
  • Walt Disney liess eine Bobbahn nach dem Berg benennen
  • Zermatt Tourismus geht Markenverletzungen vor, lässt diese durch einen spezialisierten Rechtsanwalt prüfen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Das Matterhorn in Zermatt VS ist derart bekannt, dass auch andere ein Stück vom Ruhm abhaben möchten. In den USA fliesst seit kurzem Erdgas durch die Matterhorn Express Pipeline. Die Leitung reicht vom riesigen Sedimentbecken Permian Basin in Texas quer durch den US-Bundesstaat bis vor die Tore von dessen Hauptort Houston. US-Energiekonzerne benennen ihre Pipelines nach Regionen, Seen oder eben Bergen. So mussten auch die Rocky Mountains als Namensgeber herhalten.

Wie aber kommen die Konzerne, denen die Erdgasleitung gehört, auf den Namen Matterhorn Express Pipeline? Das Rätsel bleibt ungelöst. Devon Energy verweist an LLC. Dort bleibt die Blick-Anfrage unbeantwortet. Das dürfte wohl daran liegen, dass bei der Pipeline gemäss jüngsten Medienberichten ein Besitzerwechsel ansteht.

Matterhorn im Disneyland

Die Bezeichnung einer US-Pipeline nach einem ausländischen Berg ist aussergewöhnlich. Doch das Matterhorn ist schliesslich kein normaler Berg und musste bereits für zahlreiche Produkte seinen Namen oder majestätisches Abbild herhalten. So war Walt Disney (†66) 1958 in Zermatt und hat sich in den Berg verliebt. Deshalb benannte er Disneyland in Kalifornien eine Bobbahn nach dem Matterhorn.

Auch im Kanton Graubünden scheint man zu denken, dass die eigenen Berge dem Walliser Wahrzeichen nicht das Wasser reichen können. So durften Konsumentinnen und Konsumenten vor einigen Jahren Schweizer Bündnerfleisch mit dem Matterhorn auf der Verpackung kaufen.

Bordell mit einem Matterhorn-Zimmer

Ebenso gab es einst Valser Wasser aus Graubünden mit dem «Hore» – wie die Einheimischen ihren Berg liebevoll nennen – auf der Etikette. Die Liste ist beinahe beliebig ergänzbar: Käse, Joghurt, Körperspray, Schokolade. Das Matterhorn ist omnipräsent. Auch die Airline Swiss hat mit dem Berg geworben. In einem anderen Fall ist es ein Döner-Laden. Im Matterhorn-Museum in Zermatt ist eine ganze Vitrine mit entsprechenden Produkten gefüllt. Darunter auch eine Kondommarke.

Im Ausland ist das «Hore» auf Bierflaschen oder Sonnenschirmen zu finden. «In Jamaika gab es früher sogar Zigaretten-Packungen mit dem Namen Matterhorn darauf», erzählt Daniel Luggen (53) auf Anfrage. Der Tourismusdirektor von Zermatt sammelt die Beispiele mit seinem Team. Er hat ein besonders absurdes Beispiel parat: «Ein Schweizer Bordell hatte mal ein Matterhorn-Zimmer schützen lassen.» Höhepunkte statt Höhenluft könnte man nonchalant sagen.

Rechtsanwalt fahndet nach Markenrechtsverstössen

«Eigentlich ist es ja schön, dass das Matterhorn mit vielen positiven Eigenschaften verbunden wird und deshalb als Verkaufsargument genutzt wird. Wenn dann aber Zigaretten unter dem Namen verkauft werden, macht uns das natürlich keine Freude», so Luggen. Zermatt Tourismus lässt deshalb einen spezialisierten Rechtsanwalt nach Markenverletzungen fahnden. So hat man den Bergnamen in den Bereichen Tourismus, Souvenirs und Esswaren schützen lassen. Will ein Unternehmen davon Gebrauch machen, werden Gebühren fällig. «Damit können in etwa unsere Auslagen in dem Bereich decken», so der Tourismusdirektor.

Der Schutz ist hochkomplex. Wer in der Schweiz eine Marke für eine bestimmte Dienstleistung oder eine Produktkategorie als Erstes eintragen lässt, kann diese nutzen. Dazu gelten weltweit unterschiedliche Regelungen für verschiedenste geografische Räume. Gehe man gegen eine Markenrechtsverletzung vor, einige man sich aber in den meisten Fällen, so Luggen. Ansonsten geht es vor Gericht. In einigen Fällen war dies laut dem Tourismusdirektor schon nötig.

«Was wir ganz und gar nicht mögen, ist, wenn das Matterhorn politisch ‹missbraucht› wird; hier gehen wir in jedem Fall rechtlich dagegen vor!», sagt Luggen. Interveniert hat man in einem Fall der SP Schweiz und in Deutschland bei der AfD und der rechtsextremen NPD. Die Betreiber der Matterhorn Express Pipeline haben aber keine juristischen Konsequenzen zu befürchten.

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Ze Seewjinu auf 2300 Metern:Hüttenwart-Paar verabschiedet sich vom Matterhorn
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