Pierre Wauthier († 53) zog vor 5 Jahren in den Löwen in Walchwil ZG
Zurich-Finanzchef wohnte auf einer Baustelle

Vor fünf Jahren kaufte Wauthier den Löwen in Walchwil. Doch statt einer dem Einkommen entsprechenden luxuriösen Ausstattung sah sein Heim zuletzt aus wie eine Bruchbude.
Publiziert: 30.08.2013 um 20:29 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:47 Uhr
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Hinter dem Haus liegt Sperrgut.
Von Niklaus Vontobel und Patrik Berger

Manager residieren in protzigen Villen im Hollywood-Stil. So wie Ex-UBS-Präsident Marcel Ospel in Wollerau SZ oder Fiat-Chef Sergio Marchionne in Walchwil ZG.

Ebenfalls im steuergünstigen Walchwil am Zugersee wohnte Zurich-Finanzchef Pierre Wauthier († 53). Hier fand ihn die Polizei am Montag. Er hatte sich erhängt. Im Abschiedsbrief richtete er schwere Vorwürfe an Zurich-Präsident Josef Ackermann, die diesen zum Rücktritt bewegten (BLICK berichtete).

Wie Marchionne hatte er sich vor einigen Jahren ein altes Gasthaus gekauft, den Löwen an der Zugerstrasse 96. Mar­chionne baute sich ein Schlösschen, doch Wauthiers Heim sieht aus wie eine Bruchbude.

Die Fassade ist verlottert. Vor dem Haus donnern Autos über die Hauptstrasse, dahinter rattern Züge, ein direkter Seezugang fehlt.

Wohnen auf der Baustelle – trotz Millionenverdienst

Wauthier verdiente letztes Jahr mindestens drei Millionen Franken. Das geht aus dem Geschäftsbericht hervor. Warum lebte er mit seiner Frau und den beiden Kindern auf einer Baustelle?

Jeder glaubte, der französisch-britische Doppelbürger würde den Löwen in ein Luxusetablissement umwandeln. Doch es tat sich nichts.

Das Haus, sagt ein Nachbar, sei in der Nacht stets hell erleuchtet gewesen. Schuftete Wauthier für seinen Aufstieg in der Zurich? Finanzchef zu werden, war sein erklärtes Ziel.

Sperrgut hinter dem Haus, verwilderte Terrasse

Im November 2011 bewilligte die Gemeinde eine Renova­tion der Fassade und weitere Umbauten. Doch von den Bau­arbeiten ist wenig zu sehen. Auf der Rückseite des Hauses liegt Sperrgut. Die Gartenterrasse mit 80 Plätzen ist verwildert.

In Walchwil kannte die Wauthiers kaum jemand. «Niemand wusste, wer im Löwen wohnt», so ein Einwohner. Die Familie sei bescheiden gewesen, an Statussymbolen habe Wauthier nichts gelegen, sagt ein Bekannter. «Er war ein feiner und feinsinniger Mensch», steht in der Todesanzeige.

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Wauthier klagte Ackermann

Zürich – Der Versicherungskonzern Zurich will die Umstände des Selbstmordes von Finanzchef Pierre Wauthier († 53) untersuchen. Im Abschiedsbrief hatte Wauthier das offenbar zerrüttete Verhältnis zu Verwaltungsratspräsident Josef Ackermann (65, Bild) angesprochen. Ackermann trat in der Folge zurück. «Uns ist nicht bewusst, dass Druck auf das Management ausgeübt worden ist», sagte Konzernchef Martin Senn (56) an einer Telefonkonferenz gestern. Es liege aber in der Verantwortung des Unternehmens, die Umstände abzuklären.

Die Zuger Polizei verfolgt den Fall hingegen nicht weiter. Das Verfahren sei abgeschlossen, sagte ein Sprecher. Senn betonte, Wauthier habe eine exzellente Qualifikation gehabt. Er zeigte sich über den Hinschied seines «Mitarbeiters und Freundes tieftraurig und schockiert».

Zürich – Der Versicherungskonzern Zurich will die Umstände des Selbstmordes von Finanzchef Pierre Wauthier († 53) untersuchen. Im Abschiedsbrief hatte Wauthier das offenbar zerrüttete Verhältnis zu Verwaltungsratspräsident Josef Ackermann (65, Bild) angesprochen. Ackermann trat in der Folge zurück. «Uns ist nicht bewusst, dass Druck auf das Management ausgeübt worden ist», sagte Konzernchef Martin Senn (56) an einer Telefonkonferenz gestern. Es liege aber in der Verantwortung des Unternehmens, die Umstände abzuklären.

Die Zuger Polizei verfolgt den Fall hingegen nicht weiter. Das Verfahren sei abgeschlossen, sagte ein Sprecher. Senn betonte, Wauthier habe eine exzellente Qualifikation gehabt. Er zeigte sich über den Hinschied seines «Mitarbeiters und Freundes tieftraurig und schockiert».

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